Als Kind hatte ich ein paar falsche Denkweisen, für die ich keine Erklärung habe.

Meine Eltern brachten mir und meinen Geschwistern bei, dass wir bei jedem Gang durchs Treppenhaus die Nachbarn grüßen sollen, falls wir ihnen dort begegnen sollten. Mir kam das jedoch falsch vor, da ich das intuitive Wissen hatte, dass man Nachbarn, wenn man sich ihnen einmal gegenüber vorgestellt hat, danach nicht mehr grüßen sollte, da es unsinnig sei. 1 einmalige Vorstellung reiche aus. Außerdem sollten, wenn überhaupt die Eltern bzw diejenigen, die die Mietverträge abgeschlossen haben, die Nachbarn grüßen, so meine Logik.

Da ich, warum auch immer, dachte, ich läge im Recht und meine Eltern würden mir, warum auch immer, falsche soziale Regeln beibringen (ich dachte, ihnen wiederum wären sie auch falsch beigebracht worden und sie seien nicht in der Lage, dies zu bemerken), grüßte ich die Nachbarn fortan nicht mehr. Meine Eltern fanden das seltsam und drängten mich, die Nachbarn wieder zu grüßen, was ich nicht tat, da ich nicht unhöflich sein wollte. Wie gesagt, ich dachte, die Nachbarn kämen sich verarscht vor, wenn ich sie jedesmal grüße, da sie ja bereits wissen, wer ich bin und dass ich nur das Kind von meinen Eltern bin und kein eigenständiger Mieter.

Als ich 12 war, wurde bei mir wegen solcher Dinge die Verdachtsdiagnose Schizophrenie gestellt, die später aber revidiert wurde. Stattdessen hieß es später, meine Persönlichkeit sei im Kindesalter gestört gewesen. Ich habe aber nach bestem Gewissen gehandelt, wollte schließlich höflich sein. Woher kommt dieses falsche Denken entgegen der Erziehung? Ich habe mich gefühlt, als käme ich aus einem anderen Kulturkreis, bei dem andere Verhaltensweisen als richtig gelten. Wieso dachte ich das? Voriges Leben?

Außerdem habe ich gedacht, dass wenn andere Kinder mich beleidigen, es 100%ig ernst gemeint sein muss, da fast alles (außer Aprilscherze und sowas), was ich sagte, auch ernst gemeint war. Dementsprechend habe ich mich sozial etwas zurückgezogen