Russlands atomares Arsenal sollte man nach wie vor ernst nehmen.
Konventionell wird es i.d.R. weit stärker geredet, als es ist.
Nummerisch mit der knappen Million man, die die russischen Streitkräfte noch haben, sicherlich nach wie vor ordentlich, aber technisch in vielen Bereichen nicht wirklich auf der Höhe.
Dazu stecken in Russland 4,5 % des BIP, in den Streitkräften, bei uns sind es bekanntermaßen 1,5%.
Würden wir mit den Investitionen gleichziehen, könnten wir unser 200.000-Mann-Heer recht problemlos auf 2/3 der nummerischen Stärke Russlands bringen, um eine Vergleichsgröße aufzubieten.
Darüber hinaus, hat Russland ja durchaus noch das Problem rein geographisch etwas größer zu sein, und neben den Problemen mit Europa noch über einen inneren Krisenherd in Tschetschenien zu verfügen, eine unklare Gemengelage in Zentralasien und historisch bedingt gewisse territoriale Streitigkeiten mit China und Japan, bezüglich der Zugehörigkeit der Kurilen, Süd-Sachalins, des Amur-Gebietes und der pazifischen Küstenprovinz.
Mit anderen Worten, selbst ohne die selbstgeschaffenen Problemfelder in Krim, Donbas, Abchasien, Südossetien und Transnistrien, ist Russland alles andere, als von Freunden umzingelt, die Vorstellung, dass es seine gesammte militärische Macht auf eine Seite konzentrieren könnte, ohne an anderer Stelle in Probleme zu geraten, was ja vorraussetzung für irgendwelche Kriegsszenarien wäre, ist demnach reichlich weit hergeholt.
Wirtschaftlich wäre Russland dem auch heute nicht mehr gewachsen. Russlands Wirtschaftsleistung, wenn man vom Verkauf von Rohstoffen absieht, entspricht in etwa derjenigen Italiens, damit gewinnt man keinen größeren modernen Krieg und Europa erobert man damit erst recht nicht.
Insofern würde ich das Thema der Erhöhung des NATO-Büdgets wesentlich gelassener sehen, als unsere Presse das mitunter tut und selbigem nur unter der Vorraussetzung der Verpflichtung zur Bildung einer Europäischen Armee unterschreiben wollen und auch nur dann, wenn sich die USA darauf verpflichteten im Mittelmeerraum und in Vorderasien künftig ohne einhellige Zustimmung der europäischen Partner keinen Finger mehr zu rühren.
Die Praxis der US-Interventionen, die zu nichts führen, völkerrechtlich fraglich sind und deren folgen Europa in Form von Flüchtlingsproblematiken und Wiederaufbauinvestitionen zu weiten Teilen zu tragen hat, gegen unsere Interessenvorgetragen, muss aufhören und bevor dass nicht zugesichert ist, sehe ich weder Grund, noch Notwendigkeit die Investitionen in die NATO zu erhöhen. Sondern wenn die Amerikaner dazu nicht bereit sind, sollten wir auf ein europäisches Bündnis hinarbeiten um die NATO mittelfristig abzulösen.
Eine konkrete Gefahr seitens Russlands, die uns zur massiven Aufrüstung zwingen würde, gibt es nicht.
Nicht nur, weil Russland über die Ressourcen für einen größeren Krieg überhaupt nicht verfügt, sondern weil, völlig egal, wie wir uns wirtschaftlich verhalten die USA Europa nach wie vor als Vorposten zur Sicherung des eigenen Landes, gegen die russische Nuklearmacht betrachten.
Die gehen hier nicht raus. Nichtmal wenn wir unsere Amree abschafften.