Gegen Therapeutin vorgehen wegen Transidentität und DIS?

Hallo,

im Zeitraum von 2016 - 2019 befand ich mich in psychotherapeutischer Behandlung bei einer Kinder- und Jugendtherapeutin, da ich dachte, ich sei trans.
Demnach bestand die Therapie zu 99% aus diesem Thema. 2017 bekam ich das erste Mal Hormone und 2019 hatte ich meine Mastektomie, mit welcher ich bis heute sehr zufrieden bin.

Letztes Jahr wurde bei mir eine Dissoziative Identitätsstörung diagnostiziert.
Schon einige Monate zuvor hatte ich immer wieder Zweifel bezüglich der Transsexualität und wusste eigentlich gar nicht mehr wirklich, wer ich bin.
Mit der Zeit wurden diese Gedanken und Zweifel immer stärker und sind es aktuell auch wieder.

Ich denke, dass hängt letztendlich alles mit der DIS zusammen, da es sowohl weibliche, als auch männliche Anteile gibt.
Da meine eigenen Erinnerungen maximal bis ca. 2015 zurückreichen und ich mich an das Leben zuvor überhaupt nicht erinnern kann (geb. 1999), ergibt es für mich schon Sinn, dass ich dachte, im falschen Körper geboren zu sein, da ich nun mal in einem weiblichen Körper stecke, aber mich männlich fühle.
Zu dieser Zeit lebte ich allerdings noch in vollkommener Ahnungslosigkeit, was Trauma und die anderen Anteile angeht, weswegen das auch nie Thema der Therapie o.ä. war.

Schlussfolgernd müssten sich doch alle männlichen Anteile zum damaligen Zeitpunkt genauso gefühlt haben, wie ich mich. Umgekehrt geht es jetzt den weiblichen Anteilen so wie mir damals, da der Körper heutzutage weitestgehend männlich aussieht.

Also heißt das doch, dass ich eigentlich gar nicht trans bin, sondern mich nur so fühle, weil ich ebenso wie jeder andere Anteil, auch nur ein Anteil bin und mich daher sowieso nie zu 100% mit diesem Körper identifizieren kann.

Meine Frage nun: Seht ihr das als "Behandlungsfehler" oder leichtsinnig von der damaligen Therapeutin, weil sie nie wirklich tiefer hinterfragt hat, sich aber evtl. schon damals gewisse Dinge bemerkbar gemacht hätten oder würdet ihr sagen, dass hätte so oder so nichts geändert, weil ich in Unwissenheit über die anderen Anteile war (was sich ja aber evtl. hätte ändern können).

Kann man in so einem Fall gegen die Therapeutin vorgehen oder erscheint euch das eher sinn- und zwecklos?

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Nein, ich denke nicht, dass es per se ein Behandlungsfehler war.

Wenn du in Therapie bist, kann dein:e Therapeut:in immer nur mit dem arbeiten, was du ihm oder ihr erzählst.

Und ja, man kann gleichzeitig trans sein und Struggles mit der mentalen Gesundheit haben, ohne dass alles nur daran liegt, dass die Person trans ist. Ausserdem ist Gender ja ein sehr vielschichtiges Thema und es gibt auch noch Identitäten jenseits von entweder komplett weiblich oder komplett männlich. Auch, ob jemand dann angleichende Behandlungen wie Operationen oder Hormone braucht oder wünscht, ist ganz individuell.

Und von aussen ist es oft gar nicht so einfach zu beurteilen, was wirklich in jemandem vorgeht.

Versteh mich nicht falsch, ich finde es wichtig und richtig, wenn jemand glaubt, transgender zu sein, dass man der Sache auf den Grund geht und auch überlegt, könnte es vielleicht noch andere Ursachen haben, wieso jemand sich "falsch" fühlt, if that makes any sense?

Wie hättest du denn reagiert, wenn deine Therapeutin dir damals gesagt hätte, nein, ich denke nicht, dass du dich so fühlst, wie du dich fühlst, weil du ein Transmann bist? Wärst du dran geblieben, oder hättest du dir jemand anderes gesucht, der "auf deiner Seite" gestanden hätte?

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