Hi,

1. Bibel

Zur Homosexualität steht ja einiges in der Bibel. Allerdings muss man alles, was in der Bibel steht, im historischen Kontext von damals sehen. Eine Ehe zwischen Homosexuellen wird nicht erwähnt, ebenso wenig wie eine liebevolle, gleichberechtigte Partnerschaft. Bei den Stellen geht es ausschließlich um homosexuellen Geschlechtsverkehr:

Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau; es ist ein Gräuel. (3. Mose 18,22)

Wenn jemand bei einem Manne schläft wie bei einer Frau, so haben sie beide getan, was ein Gräuel ist, und sollen des Todes sterben; ihre Blutschuld komme über sie. (3. Mose 20,13)

Beziehungen und sexueller Verkehr waren immer ein Machtgefüge: Die Frau ordnete sich ihrem Mann unter. Schliefen allerdings zwei Männer miteinander, übernahm einer der beiden Männer in deren Augen ja automatisch die „Frauenrolle“, ordnete sich unter, was ein Tabu war.

Zudem wurde Homosexualität damals auch immer mit Tempelprostition der „heidnischen“ Völker in Verbindung gebracht, gegen die man sich auch abgrenzen wollte.

Das hat also mit unserem heutigen Verständnis von Homosexualität und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften nichts zu tun.

2. Kirche heute

Von der Kirche gibt es keine einheitliche Meinung zu dem Thema.

Die römisch-katholischen Kirchen, die orthodoxen Kirchen, einige konservativere Kirchen der anglikanischen Gemeinschaft und die meisten evangelikalen und pfingstlerischen Freikirchen und Gemeinschaften sind der Meinung, gleichgeschlechtliche Sexualbeziehungen widersprächen dem Willen Gottes.

Eine Reihe protestantischer Kirchen, vorwiegend in westlichen Ländern, haben sich akzeptierend gegenüber Homosexualität positioniert.

a. Evangelische Kirchen

In 16 von 20 deutschen evangelischen Landeskirchen werden homosexuelle Paare gesegnet. Das sind keine "normalen" Traugottesdienste, sondern eben Segnungen. Aber immerhin.

In drei der evangelischen Landeskirchen können auch Homosexuelle kirchlich heiraten (die Gottesdienste sind denen der Trauungen für Heteros  gleichgestellt): Hessen-Nassau, Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und Rheinland. Wenn man auf dem Standesamt eine eingetragene Lebenspartnerschaft oder Ehe eingegangen und dort in der Kirche ist, dann kann man in einer evangelischen Kirche heiraten.

In der EKBO (Evangelische Kirche Berlin Brandenburg Schlesische Oberlausitz) wurde im Juli 2016 die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren mit dem Traugottesdienst gleichgestellt und theologisch begründet.

Ein paar grundlegende Punkte sind:

Die Schöpfungserzählungen und entsprechende Verweise auf die Schöpfungserzählungen bieten den Spielraum, in ihnen nicht allein eine exklusive Begründung der Partnerschaft zwischen Mann und Frau zu lesen.

Die Intention der Schöpfungserzählungen und der mit ihnen verbundenen  Passagen kann nicht allein darin gesehen werden, die Geschlechterdichotomie darzustellen

Die Bibel (insbes. Paulus) kannte keine gleichberechtigte  homosexuelle Beziehung in Verbindlichkeit, Treue und  Partnerschaftlichkeit, aber sie kannte im Umfeld eine zum Teil in der Kulturpraxis zum Teil im gesellschaftlichen Establishment verankerte sexuelle Freizügigkeit, gegen die sie sich abgrenzte

Die Bibel stellt die Liebe in den Mittelpunkt

b. Katholische Kirche

In der katholischen Kirche wird gelebte Homosexualität verurteilt und homosexuelle Paare können somit auch nicht heiraten. Es wird zwischen homosexueller Neigung (für die ein Mensch nichzs kann) und homosexuellem Tun (das nicht zu billigen ist) unterschieden.

In ihrem Katechismus steht: „Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet [Vgl. Gen 19, 1-29; Röm 1,24-27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10.], hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, „daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind" (CDF, Erkl. „Persona humana" 8). Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen. [...] Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen.“ (Katechismus der katholischen Kirche, §§ 2357-2359)

Aber: Papst Franziskus hat Schwule und Lesben gegen Diskriminierung verteidigt. Über einen Homosexuellen, der Gott suche und ein Mensch guten Willens sei, könne er nicht den Stab brechen: „Wer bin ich, ihn zu verurteilen“.

Und: Wenn jetzt tatsächlich, wie das Verfassungsgericht gefordert hat, ein drittes Geschlecht eingeführt wird, wird das ganze ja noch mal komplizierter. Dann kann nämlich ein Mann mit einer Frau, einem Mann oder einer Intersexuellen Person ohne Geschlechtszuordnung zusammen sein. Und wer darf dann wen heiraten und woher will man wissen, dass die Person, die da vor einem sitzt und wie ein Mann aussieht, wirklich ein Mann ist und nicht eine intersexuelle Person. Inwieweit hat die Kirche dann die Kompetenz, zu entscheiden, ob und wen diese Person heiraten darf?

Mehr Infos findest du auch auf www.huk.org , das ist die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche e.V., die haben sehr viele Texte und Veröffentlichungen zu dem Thema.

LG

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