Das kommt ganz auf den Kontext an.

Streng naturalistisch betrachtet wird das Geschlecht über die Keimzellenproduktion definiert, nicht über die dem Geschlecht untergeordneten Geschlechtsmerkmale. In rechnerisch ca. 99,98 % lässt zwar "das, was man in seiner Hose hat" die richtigen Schlüsse auf das Geschlecht zu, jedoch gibt es auch das Phänomen des Pseudohermaphroditismus (Häufigkeit lt. Pschyrembel 1:5000), bei dem aufgrund verschiedener Anomalien der Geschlechtsentwicklung eine Geschlechtsbestimmung allein anhand der Genitalien nicht in jedem Fall zweifelsfrei möglich ist. Zur Bestimmung des Geschlechts wären je nach DSD (Disordes/Difference of sex development) mehr oder weniger invasive Untersuchungen notwendig, bei manchen DSDs wie der ovotestikulären Störung z.B. eine Histologie der Gonaden (Keimdrüsen). Medizinisch indiziert und damit sinnvoll sind solche Untersuchungen zwar meistens nicht, aber möglich wäre es. Deshalb stimme ich als Biologe der Aussage nicht zu. Nicht das, was man in der Hose hat, entscheidet das Geschlecht, sondern auf welche Keimzellenproduktion der Körper ausgerichtet ist.

Aber natürlich wird "Geschlecht" in der Gesellschaft nicht bloß streng biologisch verstanden. Im Kontext des Datings oder der sexuellen Anziehung betrachtet, wird die Veranlagung zur Keimzellenproduktion den äußeren Geschlechtsmerkmalen untergeordnet. Als homosexueller Mann würde ich z.B. keine biologisch männliche Person, die ihre Geschlechtsmerkmale kosmetisch dem weiblichen Geschlecht hat angleichen lassen oder aufgrund einer Androgenresistenz einen weiblichen Phänotyp ausgebildet hat, als Partner in Betracht ziehen, weil meine sexuelle Orientierung nun einmal auf männliche Geschlechtsmerkmale ausgerichtet ist. In diesem Fall würden also das, was man in der Hose hat, dann doch die naturalistische Definition ausstechen und ich würde der Aussage zustimmen.

Neben diesen beiden Beispielen gibt es noch viele andere Situationen, in denen ich mal zustimmen, mal ablehnen würde. Eine allgemeingültige Antwort ist mir deshalb nicht möglich. Denn es gibt zwar nur zwei Geschlechter, diese sind innerhalb dieser beiden Kategorien aber sehr divers – sowohl anatomisch als auch psychologisch.