Wie stark ist das Argument?

Abend,

vielleicht kennen wir alle diese Situation:

Man befindet sich zum Beispiel bei einem Fußballspiel mit einem Freund. Im Verlaufe des Spiels kritisiert jener Freund, welcher kein Fußball spielt, die Spieler für ihre schlechte Taktik. Daraufhin antwortet ihr mit ,,mach es doch besser" oder ,,das musst du grade sagen". Man erhofft sich dadurch, dass der Gegenüber seine Aussage zurücknimmt oder überdenkt. Er hat nämlich nicht das Recht, dazu Kritik zu üben.

Ist das ein valides Argument? Betrachten wir es genauer:

Die Grundlage des Argumentes ist, dass man, um etwas kritisieren zu können, besser in diesem Bereich seien muss. Also für Stärke -> man selbst muss stärker sein. Für Fußball (oder sonstige Spiele) -> man selbst muss besser sein. Im Grunde ist die Prämisse ,,man selbst muss besser sein um andere zu kritisieren" widerspruchlos, logisch und faktisch wahr, oder übersehe ich da was?

Einen Einwand würde ich bei Aktivität oder Beschäftigungen, welche subjektiver Ansicht sind, wie Kunst, eine Ausnahme machen. Wir können ein Bild nicht schön finden, obwohl wir selbst kaum malen können. Aber bei Sachen wie Taktiken im Sport oder dass ein trainierter Mann ,,schlecht" sei weil er keine 100kg stemmen kann, nicht.

Die Frage ist aber auch, muss man besser als die zu Kritisierenden sein? Wenn wir genug Wissen haben und eine valide Argumentation offenlegen, so ist die Kritik trotzdem gerechtfertigt. Bürger dürften nach der Logik nicht die Entscheidung der Politiker kritisieren, da sie selber keine Ahnung haben oder es nicht besser wissen (was manchmal stimmt).

Was ist eure Meinung dazu? Nutzt ihr dieses Argument selber ab und zu? Ich finde es selber etwas fragwürdig und bin etwas zwiegespalten.

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Erst mal: Das Recht, Kritik zu über hat jeder. Zumindest in einer freien Gesellschaft. Was ich unterscheide ist Kritik von Gemaule.

In deinem Beispiel kritisiert der Freund die Taktik. Um das besser zu wissen braucht man nicht Fußball spielen. Aber dann sollte er was von fussballerischer Taktik verstehen - soll heißen, dass er in Details es auch besser weiß (oder zu wissen meint) und dies formulieren kann. Kritik ist meiner Meinung nach "unrecht", wenn auch auf Nachfrage immer nur kommt "die Taktik ist aber schlecht", ohne es u begründen. Du hast schon richtig geschrieben:

Wenn wir genug Wissen haben und eine valide Argumentation offenlegen, so ist die Kritik trotzdem gerechtfertigt. 

Das ist konstruktive Kritik.

Gilt in jedem Bereich, auch in der Politik. Da wird kritisiert, dieser oder jener Politiker sei dumm oder korrupt oder unfähig, auf Nachfrage, wieso oder woher er das wisse, wird man dann selbst als unwissend und blöd hingestellt. Solche Kritik sehe ich als dummes Gemaule ohne genug Wissen. Das ist destruktive Kritik.

 

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