das stimmt nicht direkt: begründung oder erläuterung:

Probleme mit dem Alleinsein kompensieren viele mit Anpassung.

Die Frage ist jedoch: Woher kommt dieses Gefühl heutzutage wirklich?

Tatsache ist, dass wir mehrheitlich nicht mehr gezwungen sind in "Schicksalsgemeinschaften" zu leben, also in Abhängigkeitsverhältnissen, welche durch archaische Familien- und Clan-/Dorf-Strukturen früher jedem selbstverständlich von außen aufgezwungen wurden! Jedoch, in dem Maße, in dem wir uns von diesen Abhängigkeiten kulturell und wirtschaftlich freistrampelten, wurden wir eben getroffen von dem Zwang Alternativen zu wählen, da wir mittlerweile in einer "Kultur der Beliebigkeit" leben, in der es oberstes Gebot ist aus zahllosen Handlungsalternativen auszuwählen. Teilweise ist es sogar mehr als ein Gebot, ja sogar eine Pflicht auszuwählen, da das Leben ohne ständige Wahl unter den Optionen gar nicht mehr funktioniert (bestellen Sie mal einen Kaffee bei Starbucks!). Die also gewonnene neue Freiheit manifestiert sich im Privaten intrapersonell in Abhängigkeiten von zahllosen alternativen Entscheidungen - mit der Folge einer Reduktion der Persönlichkeit als bloße Ansammlung von Individualschnipseln, welche wir uns im Laufe unseres Lebens eben einmal auswählen mussten! In der lebenspraktischen Konsequenz finden wir im alltäglichen Umfeld schwerlich passende Schnipsel, egal ob Freund oder Beziehungspartner. Weil wir aber um die Möglichkeit von Alternativen wissen, so arbeiten wir Tag für Tag das eigentliche Sozialleben im Job und in der Freizeit ungenutzt ab und verschieben die Sinn- und Partnersuche in die Parallelwelt Internet. Diese verheißt uns -zumindest theoretisch- die mathematisch größtmögliche Chance auf den passenden Gegenschnipsel. Hier sind wir plötzlich auch bereit uns freigiebig zu präsentieren, weil die Chance zur bestmöglichen Schnipseldarstellung uns natürlich fasziniert und geradezu herausfordert! Unleidlich wird es in der Folge, wenn wir selektive Selbstdarsteller merken, dass wir dem vermeintlich so tollen Gegenschnipsel auf den selektiven Leim gegangen sind!

Manch einer mit diesen Erfahrungen kommt dann zurück in die reale Welt der Kontaktaufnahme via Echtmenschkontakt (und muss diesen oft schmerzhaft wieder lernen).

Dort galt schon immer, und wird wohl auch immer gelten: In der Familie – mitgefangen, mitgehangen! Im Freundeskreis: zwar handverlesen, aber dennoch niemals ohne Macke! Bekannte und neue Partner: nichts Neues unter der Sonne, aber immerhin authentisch!

Fazit: Einsamkeit ist systemimmanent!

Matthias Gund, 8.7.2011

PS: Zusatzempfehlung: Wilhelm Busch: „Der Einsame“

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