Hallo Salachen,

erst mal: bitte nicht den Mut verlieren.

Es gibt schon einige Dinge, die man dir empfehlen kann und die meiner Erfahrung nach auch sinnvoll sind.

Aber zuvor gilt es wie bei jedem Problem, das bei einem Pferd auftritt, Ursachenforschung zu betreiben. Und die beinhaltet eben auch Selbstreflexion.

In meinem 45jährigen Leben, das ich von klein auf mit Pferden verbringen durfte, habe ich eine Prämisse aufgestellt und meine Pferde und ich sind immer sehr glücklich damit geworden:

          Das Pferd muss sich beim Menschen sicher und wohl fühlen!!!!!

Sämtliche Rezepte wie: geh vor dem Pferd, geh seitlich vom Pferd, bestich es mit Leckerli, bestrafe es, lobe es, ignoriere es usw usw, mögen in einzelnen Fällen vielleicht zum momentanen Erfolg führen, ändern aber am Ende nichts an der Situation, in der du dich mit deinem Pflerd befindest.

Mein persönlicher Weg bei Pferden, die Ansätze von Untugendenheiten zeigen ist zunächst einmal ein gründlicher Check ob sämtliches Equipment noch passend ist (ja, auch ein Halfter kann zu eng oder zu weit verschnallt unangenehm sein, nicht zu reden von einer Trense). 

Danach überprüfe ich den momentanen physischen und auch psychischen Zustand des Pferdes: ist er im Offenstall unter Dauerstress als rangniedriges Pferd? Oder ist er ranghoch und tut sich deshalb schwerer, sich seinem Menschen zu unterwerfen? Ist er ein Boxenpferd mit Bewegungsmangel? Ein rekonvaleszentes Pferd das nur wenig oder gar nichts an Bewegung leisten darf? Ist gerade Frühling und er strotzt vor Kraft? Oder ist es Winter und die Bodengegebenheiten ermöglichen nur Schrittausritte?

Sind diese Punkte alle abgeklopft kann ich dir nur sehr empfehlen, euer Verhältnis genauer unter die Lupe zu nehmen. Mein Weg in meinem Pferdeleben war immer: LIEBEVOLLE KONSEQUENZ. Und das bei jedem Kontakt mit meinen Pferden. Wobei der Schwerpunkt auf der Konsequenz liegt.

Nach diesem langen Intro will ich dir noch sagen, wie ich vor einigen Jahren einen nicht führbaren 15jährigen Wallach einer Freundin gearbeitet habe. Er hat sich nicht fangen lassen, war schwer aufzuhalftern etc:

Zuerst habe ich mich auf alle erdenkliche WEise mit ihm beschäftigt, ohne ihn zu führen. Er stand in einem Offenstall und ich habe möglichst viele Gelegenheiten genutzt, ihm zu zeigen, dass ich weiß was ich will und dahin gehe wo ich will, auch wenn er da grad stand. Ich habe täglich mehrmals die Koppel und den Paddock abgeäpfelt und wenn er auf dem Weg zum nächsten Haufen im Weg stand, mußte er vor mir weichen, nicht ich aussen rum fahren. Ist vielleicht ne Kleinigkeit, hat aber große Wirkung. Als ich in seinen Augen ein Teil der Herde war, bin ich ab und zu auch mal gekommen und habe ihn gar nicht beachtet: wenn er zur Begrüßung kam, hab ich ihn weggeschickt. Klingt hart, hat aber eine riesen Wirkung. Ich wurde für ihn immer interessanter und das habe ich dann genutzt zum Aufhalftern (ohne Loben!) und Halfter wieder abnehmen. Er ist mir aber auch ohne Halfter immer gefolgt. Deshalb alles ohne Leckerli und ohne Loben. Frenchi hat das immer schon gekonnt, er wurde nur leider immer unverschämter mit seiner Besitzerin.

Nach 3 Wochen habe ich Frenchi auf der Koppel und auf dem Paddock völlig problemlos aufgehalftert und geführt. Dabei habe ich immer darauf geachtet, aufrecht und selbstbewußt zu gehen und Frenchi auf seiner Position schräg hinter mir zu halten. In der 4. Woche bin ich mit ihm das erste Mal weg von der Herde und habe ihn am normalen Halfter eine Stunde spazierengeführt.

Pferde lernen soooo schnell: Meine Freundin (Frenchis Besitzerin) hat mit ihm nochmal bei Null angefangen aber mit einer anderen Einstellung: Leckerli sind nun verboten, sie wird nie mehr laut in seiner Gegenwart und was das Wichtigste ist: beide haben großes Vertrauen zueinander. Letztes Jahr im Frühsommer haben wir einen 8tägigen Wanderritt gemacht: Frenchi ist ein souveränes und traumhaftes Verlasspferd geworden.

Ich hoffe so sehr, dass ich dir Mut machen konnte.

Liebe Grüße aus Bayern

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Was läuft eigentlich mit unserem Schulsystem falsch?

Hey

Ich bin in der 10. Klasse auf dem Gymnasium. Letztens habe ich ein Gespräch mitgehört zwischen zwei Personen. Die eine (Lehrerin) hat der anderen erzählt dass sie jetzt dann in die Schule muss zu einer Konferenz weil in einer 7. Klasse alle Schüler bis auf 2 mindestens eine Note 5 im Halbjahreszeugnis haben werden. Ich dachte mir nur so: Was läuft denn eigentlich falsch? Ich bin auch schlecht in der Schule (aktuell stehe ich auf zwei 5en). Und das geht mir schon sehr nahe weil ich schauen muss dass ich das Jahr schaffe, und das ist ein unglaublicher Druck. Und wenn ich bedenke diesen Druck müssen diese 7. Klässler auch schon überstehen, dann ist das einfach nur krank.

Ich habe 36 Wochenstunden also 2 mal Nachmittagsunterricht. Ich gehe in die Schule an diesen Tagen wenn es finster ist und ich komme wieder heim wenn es dunkel ist. Wenn die Woche vorbei ist und wir Wochenende haben bzw. sogar die Ferien beginnen dann schmeiss ich mein Schulzeug in die Ecke und will nichts mehr von der Schule hören. Ich versuche auch nicht immer an Schule zu denken aber es verfolgt einen immer in Gedanken. Was ist wenn ich das Jahr nicht schaffe? Wenn ich abends nicht gleich schlafen kann (was öfters der Fall ist) dann kreisen diese Gedanken immer und immer wieder durch meinen Kopf.Also ich schaffe es nicht Schule mal zu vergessen. Das kann einen so fertig machen....

Ich habe dadurch also sehr wenig Freizeit weil die Schule einfach mein Leben bestimmt. Eigentlich sollte die Kindheit bzw. die Jugend die schönste Zeit sein...

Wie seht ihr das deutsche (bzw. in meinem Fall bayrische) Schulsystem? Und habt ihr noch irgendwelche Tipps für mich?

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Also ich habe mit großem Interesse Deine Schilderung, die Antworten und Kommentare gelesen.

Es ist schon sehr erschreckend, dass Du Dich so sehr unter Druck fühlst, gefühlt keine Freizeit mehr hast und noch am Abend im Bett grübelst. Ob Du, wie in vielen Kommentaren angesprochen, die falsche Schulform besuchst, kannst Du letzlich nur selbst entscheiden. Benötigst Du das Abitur um deine beruflichen Ziele zu erreichen? Ist der 2. Bildungsweg evtl eine Option? Es gibt viele Möglichkeiten und ein Abgang vom Gymnasium bedeutet weiß Gott nicht den sozialen Abstieg.

In den Antworten und Kommentaren werden unterschiedliche "Verantwortliche" benannt: Schulsystem, Lehrer, Schüler, Eltern etc. und sicherlich gibt es überall Verbesserungsmöglichkeiten bzw. schwarze Schafe. Ich vermisse in dieser Diskussion aber das Bewußtsein dafür, das wir in einem Land leben, dass jedem die Möglichkeit einer Schulbildung bietet. Ich empfinde die Duskussionen über unser Schulsystem, den Leistungsdruck, die mangelnde Freizeit usw als Jammern auf hohem Niveau. Und außerdem vermisse ich auch die Eigenverantwortlichkeit, die von einem Schüler, der auf das Gymnasium geht, durchaus verlangt werden kann.

Ich arbeite seit über 20 Jahren als Krankenschwester in Vollzeit. Das heißt: 3-Schicht-System, Wochenend- und Feiertagsarbeit, jeden Monat mindestens 20 Überstunden (ich muss sie mir regelmäßig auszahlen lassen, trotzdem hab ich aktuell über 500 Überstunden). Daheim hab ich einen Haushalt mit Kindern und Tieren zu versorgen, Wäsche, kochen, Garten....... da muss die Familie zusammenhelfen und das klappt auch ganz gut. Und trotzdem mache ich jetzt seit knapp 2 Jahren mein Abitur im Fernstudium nach. Einfach weil es großen Spaß macht, zu lernen, seinen Horizont zu erweitern, Bildung zu erlangen. Warum spielt dieser Aspekt bei so vielen Menschen keine Rolle? Warum ist Schule/Lernen so negativ besetzt? Und was ich mich auch immer wieder frage: Wie können Schüler realistisch beurteilen, ob sie diesen oder jenen Unterrichtsstoff später einmal noch brauchen?

Ich arbeite auch viel mit KrankenpflegeschülerInnen, ca. 1/3 davon hat das allgemeine Abitur. Und 9 von 10 SchülerInnen sind nicht in der Lage, mit einem einfachen Dreisatz die Konzentration einer Infusionslösung zu berechnen! Haben die sich auch gedacht: Wozu brauche ich Mathe, ich mag ja Krankenschwester werden? Wobei ich erwähnen muss, das ca 10 % der SchülerInnen die Ausbildung nur machen, weil sie auf ihren Studienplatz für Medizin warten! Soll man wirklich dem Schulsystem dafür die Schuld geben? Wo bleibt die Eigenverantwortung für MEIN Leben?

Ich finde es einfach wichtig, sich auch mal durchzubeißen, etwas zu tun, worauf man jetzt so gar keine Lust hat, tiefe Täler auch mal zu durchschreiten. So ist ja eigentlich das Leben, immer wieder Höhen und Tiefen.

Sorry für den langen Text, mußte einfach auch mal raus.

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