Schönen guten Tag,

ich wollte nur auf die sozialen Hintergründe deiner Frage eingehen. Das Männer immer den ersten Schritt machen (müssen) ist nicht genetisch bedingt, sondern kulturell; es liegt also an unserer Erziehung, genauer genommen an unserem sozialen Umgang in den meissten Ländern Mitteleuropas (also auch Deutschlands). In Ländern wie Spanien, Italien, Großbritannien oder auch Frankreich ist es seit Jahrhunderten üblich, dass der Mann der Frau den "Hof macht", also eine Beziehung anbahnt. Das lässt sich zurückverfolgen biss zur Germanischen "Kaufehe" um cirka 200 nach Christus. Traditionell war in vielen Ländern Mitteleuropas die Frau im rechtlichen Sinne der Besitz des Mannes. Eine Ehefrau wurde also quasi wie ein Schwert oder ein Schaaf eingekauft. Hierbei verhandelte der zukünftige Ehemann mit dem Vater der Braut. Auch die Kinder, welche aus dieser Beziehung entstanden, waren der Besitz des Ehegatten (bei Mädchen bis zur Verheiratung, bei Jungen bis zum Eintritt der Volljährigkeit). Diese Verhältnisse treffen aber lange nicht auf alle Länder der Erde zu. In vielen nordischen Nationen (zum Beispiel Norwegen, aber auch schon zu großen Teilen in Irland und heute auch in vielen Teilen Russlands) genossen Frauen ein weit höheres Ansehen und waren fast bis gänzlich gleichberechtigt (sie verteidigten zum Beispiel auch die Sippe im Kriegsfall). Auch wenn es hauptsächlich Männer waren, die politische Ämter und Würden inne hatten, konnten Frauen in diesen Gesellschaften ein größeres Selbstvertrauen entwickeln. Puh, das war viel Vorgeschichte. Kommen wir nun ins jetzt und heute, also die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts: vor etwa 80 Jahren waren es vor allen Dingen die aufkommenden Medien wie das Radio, Hollywood und die auch die Industrie, welche das ideal der romantischen Liebe als Standart gesetzt haben; will heißen: der edle Ritter im Sportwagen und im Smoking kommt mit einem weißen Rosenstrauß unter den Balkon seiner Liebsten und macht -- den ersten Schritt -- . Warum gerade dieses Verhalten als Standart gesetzt wurde ist schwer zu sagen. Manche Forscher gehen davon aus, dass dadurch eine Gesellschaft mehr Geld umsetzen kann; frei nach dem Motto: klar Verteilte Rollen bei der Partnersuche = mehr Heiraten = mehr Umsatz = mehr Kinder = noch mehr Wachstum und Umsatz. Andere sehen die Sache als mehr oder weniger zufällig entstanden und beibehalten; nach dem Motto: warum etwas ändern, dass schon immer so war? Wichtig sind nur II Dinge: I in vielen Kulturen, gerade Nord- und Osteuropas, konnte sich das Ideal kaum durchsetzen; in Norwegen und großen Teilen Russlands machen auch heute noch Frauen genauso oft den ersten Schritt wie Männer, oder gar häufiger. Vielleicht ist die (relativ gesehen) höhere Gleichberechtigung, die Frauen dort über die Jahrhunderte genossen haben der Grund dafür, dass Frauen dort heute selbstbewusster auf einen möglichen Partner zugehen. II Auch in Ländern wie zum Beispiel Deutschland, die noch sehr vom Ideal der romantische Liebe geprägt sind, lernen Frauen mit der Zeit, zielstrebig auf Männer zuzugehen, die ihnen gefallen. den ersten Schritt zu machen ist nicht einfach und erfordert Übung, Erfahrung und ein gutes Einfühlungsvermögen. Und wenn dann noch die modernen Medien immer nur Männer in der Rolle des Beziehungsbeginners zeigen, brauchen Mädchen in Deutschland eine Weile, bis sie sich auch trauen, den ersten Schritt zu machen. Verrzweifle also nicht. Unsere Kultur macht es Mädchen nicht einfach, den ersten Schritt zu machen. Aber auch Mädchen wollen ja aktiv einen Partner finden, auf den sie bauen und vertrauen können. Mädchen wechseln spätestens ab dem frühen Erwachsenenalter häufiger von der passiven in die aktive Rolle, was die Partnerwahl betrifft.

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