Ich beziehe meine Informationen jetzt hier hauptsächlich aus Fernand Braudels genialem Geschichtsbuch zum Alltag in Spätmittelalter und früher Neuzeit. Im Kern muss man sagen, dass sich im tägliche Leben der Menschen kaum etwas änderte, denn Humanismus und Renaissance waren auf eine gelehrte Oberschicht beschränkt, die es schon im Mittelalter gab (Scholastiker usw.).

Für die Bauern wurde das Schicksal in der frühen Neuzeit eher härter, denn durch die neue Macht der Fürsten und Kaufleute schwang die soziale Schere auseinander. Während die Fürsten prunkvolle Schlösser bauten und Kaufleute mit Fernhandel, Verlagswesen und Geldverleih Millionen verdienten, brachte der Frühkapitalismus der Mehrzahl der Bevölkerung wenig Gutes. Die Essensrationen gingen zurück und der Lohn einfacher Arbeiter fiel. Hatte der mittelalterliche Bauer noch fast täglich Fleisch gehabt, so musste er sich fortan meist mit fadem Brei zufrieden geben. Auch die hygienische Situation wurde wieder schlechter, da das im Mittelalter so beliebte Baden als gesundheitsschädlich verpönt war. Durch die Reformation erreichte das freiheitliche Denken einen ersten Höhepunkt, doch sie brachte auch Hexenverbrennungen, eine neue Verschärfung der Inquisition und Religionskriege, die teilweise ganze Länder entvölkerten (30jähriger Krieg usw.). Den städtischen Kaufleuten freilich ging es gut. Verleger wie die Fugger wurden so mächtig, dass sie teilweise mit ihrem Geld deutsche Kaiser bestimmten.

Insgesamt könnte man sagen, dass Europa "erwachsener" geworden war: Die Naivität und Einfachheit des Mittelalters wich einer neuen, gewinnorientiert-kapitalistischen Weltsicht, in der vor allem Geld und Wissen zählten. Das war nicht unbedingt schlecht, aber eine Neuerung, die zu großen Umwälzungen führte. Darunter litten vor allem die immernoch recht arglosen Bauern, denn erst die Aufklärung hatte den Anspruch, alle Menschen zu bilden. In gewissem Maße waren die "harten" Zeiten des 15.-17. Jahrhunderts, also die Frühneuzeit, eine Art Vorlauf für die eigentliche Neuerung: die Aufklärung, die den Grundstein für unsere heutige Gesellschaft legte.

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