Die eigentliche Frage hinter der Frage ist ja: Warum ausgerechnet ein Pudel als Verkleidung für den Teufel und keine Bestie wie von Baskerville und kein niedliches Schoßhündchen, warum überhaupt ein Hund? Meine Antwort: Hunde im Allgemeinen und evolutionär betrachtet sind domestizierte Wölfe, also an den Menschen angepasste Raubtiere zum Zweck des gegenseitigen Nutzens; Pudel im Besonderen sind Muster an Freundlichkeit, Gelehrigkeit und Spielfreude, neigen mitunter sogar zur Clownerie. Mephisto ist dem ähnlich, mit dem entscheidenden Unterschied, dass er Böses im Schilde führt und seinerseits den Faust verführt, ihn sich zu Willen macht - Mephisto verkehrt des Pudels Arglosigkeit ins Gegenteil: Der Pudel ist das Sinnbild für die Kraft, die stets das Gute will, Mephisto für den Kern, der stets das Böse schafft. Der Mensch trägt beides in sich, Faust begegnet beidem und versteht doch nichts, weil er wissenschaftlich studiert, aber menschlich unwissend ist, er hat Geistes-, aber keine Herzensbildung. So gesehen ist Mephisto Fausts und damit des Menschen Kern, Goethe konfrontiert Faust mit seiner eigenen inneren Ambivalenz in der Figur Mephistos. Bei Brecht heißt diese Methode Dialektik.