Hallo Ronald84,

als Passivhausfan beschäftige mich seit Längerem mit dem Thema Passivhaus und beobachte, was sich so in der Szene tut. Sehr interessant liest sich der Beitrag von der Geschäftsführerin der Fa. Dektur. Hier ein paar Antworten auf deine Fragen aus meiner Sicht:

Konzept der Fa. Dektur: Die Leistung der Fa. umfasst , wie von Fr. Wagenknecht dargestellt, die Planung und Projektierung entsprechend dem Passivhausstandard. Bauen sollen es dann andere. Die Bauleitung ist nicht inbegriffen, was nach meiner Einschätzung problematisch ist: Bei einem Passivhaus ist die exakte Umsetzung der Projektierung extrem wichtig, sonst stimmen die Berechnungen nicht und am Ende gibt es u. U. kein Zertifikat, oder schlimmer noch, das Passivhaus funktioniert nicht. Die Schnittstelle zwischen Planung, Ausführung und spätere Abnahme ist die Überwachung der Bauausführung, also die Bauleitung. In der Regel muss die Berechnung der Passivhaus-bestimmenden Parameter mehrfach während des Bauvorgangs überarbeitet und angepasst werden. Macht das auch Dektur? Und vor allem. sind diese Anpassungen im Planungspaket auch enthalten? Außerdem: Wenn es am Ende Unstimmigkeiten, Probleme, abweichende Ausführungen o.ä. gibt (was bei einem Hausbau immer der Fall ist) und die Verantwortungsfrage im Raum steht, kann sich eine Planungsgesellschaft leicht auf den Standpunkt stellen, dass nicht nach den Vorgaben gearbeitet wurde, der Bauleiter nicht aufgepasst hat ... und die Planungsfirma keine Schuld trifft. Das nicht zuletzt finanzielle Risiko trägt der Bauherr, vom damit verbundenen Ärger mal ganz abgesehen.

Hauspreise: Zu beachten ist zunächst einmal, dass die angegebenen Preise weder die Erdarbeiten noch die Bodenplatte enthalten. Bei einem Passivhaus kommen da - je nach Fläche - schnell ein paar 10.000 € zusammen. Ebenfalls nicht enthalten ist die Bauleitung (s.o.)!!! Wenn Du Dir den projektierten Heizenergiebedarf zu den von Dektur vorgeschlagenen Haustypen ansiehst, wirst Du feststellen, dass in der ausgepreisten Standardausführung in weiten Teilen Deutschlands der Passivhausstandard gar nicht erreicht wird (Heizenergiebedarf darf max. 15 kWh/qm/Jahr betragen). In diesen Regionen ist also ein konstruktiver Mehraufwand erforderlich, der sich auch in z. T. deutlich höheren Kosten widerspiegeln dürfte. Außerdem: die Preise beruhen auf Erfahrungswerte mit kooperierenden Gewerken. Wie die Kalkulationen zustandekommen, kann ich nicht einschätzen, aber ob das immer die besten Firmen sind, sei mal dahingestellt. Was ist, wenn man mit anderen Firmen als den Dektur-Partnern bauen möchte?

Firmenhistorie: Wie kommen die betonten 10 Jahre Erfahrung im Passivhausbau zustande und warum werden wohl keine konkreten Referenzobjekte angegeben ??? Dazu eine kleine Geschichte: Es gab mal in Hannover unter der gleichen Firmenadresse (Burgwedeler Str. 77) eine Planungsfirma namens wa-bau GmbH, die sich vor einigen Jahren in iwakon-Passivhaus GmbH umbenannt hat. Letztere hat sich im Frühjahr 2012 umfirmiert in PHHB GmbH, ihren Sitz nach außerhalb von Hannover verlagert und kurz darauf Insolvenz angemeldet. Parallel dazu entstand am ehemaligen Firmensitz in Hannover eine Firma iwakon-Hausbau GmbH, die sich kurze Zeit später in besagte Dektur GmbH umfirmierte. Deutlich wird der Zusammenhang auch, wenn man www.iwakon-passivhaus.de eingibt und automatisch auf der Dektur-Seite landet. Übrigens: die Gesellschafterin ist bei allen diesen Firmen immer die gleiche Person, nämlich Fr. Inge Wagenknecht, und auch die wichtigen Funktionen innerhalb der Firmen werden immer von den gleichen Familienmitgliedern besetzt. Ich denke, Du kannst Dir selber einen Reim darauf machen !!!

Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Bau Eures Passivhauses und vor Allem ein glückliches Händchen bei der Auswahl der Firmen.

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