Die kreativsten und intelligentesten Schüler werden in unserem Schulsystem zu ahnungslosen, nichtshinterfragenden Robotern erzogen, die völlig veraltetes, irrelevantes, lückenhaftes Wissen auf Abruf haben und den Großteil davon noch nicht einmal logisch nachvollziehen können. Ich dachte immer, wir haben Bücher, Google, Wikipedia und Co. um Wissen aufzubewahren und Menschen sollten lernen, wie man dieses Wissen sinnvoll für sich und andere nutzt und erweitert. Das gesamte System und die Art der Wissensvermittlung sind das Problem, und da helfen auch Tablets und Smartboards mit Internetzugang nicht, wenn wir das Internet nicht endlich als eine sinnvolle Möglichkeit sehen, die Schülern zumindest das Auswendiglernen und die Reproduktion von Fakten erspart. Bildung kann man durch das Internet nicht erwerben, reines Wissen, also das, was in den meisten Schulen vermittelt und abgefragt wird, hingegen schon. Wir müssen uns endlich von der absurden Vorstellung verabschieden, dass diese Unterrichtvollzugsanstalten, die wir vollkommen irreführend Schulen nennen, Wissen vermitteln müssten. Alles Wissen der Menschheit kann man heute in sekundenschnelle einsehen. Die Schule sollte Kindern a) Dinge beibringen, die man nicht im Internet nachlesen kann (kritisches Denken schulen, Kreativität fördern, Schüler dazu motivieren, ihre Individualitäten und Stärken in sich zu entdecken, beibringen, woran man seriöse Quellen erkennt etc.) und b) beibringen, wie man Informationen sinnvoll für sich nutzen kann. Zu wissen, wie ein Querschnitt des Auges aussieht oder was vor 5000 Jahren irgendwo in Ägypten passiert ist, bringt, besonders in Zeiten der schnellen Informationsbeschaffung durch das Internet, niemandem (mehr) irgendetwas, und dürfte aufgrund fehlender Interesse und Anwendungsmöglichkeiten bei den meisten Schülern einfach nur in Bulimielernen ausarten. Es tut mir einfach weh, sehen zu müssen, wie es die Schule schafft, selbst die spannendsten Themen auf das Auswendiglernen von ein paar unnützen Trivialfakten, mit denen man höchstens noch in Quizshows punkten kann, zu reduzieren. Und dann wird sich noch darüber beschwert, die Schüler wären "faul" und "wollten nichts lernen". Kein Wunder, wenn sie im Unterricht nur Probleme lösen, die es ohne ihn gar nicht gäbe und ihnen jede Stunde eingeredet wird, sie wären "zu langsam", wenn sie eine Aufgabe nicht in der vorgegebenen Zeit abgeschlossen haben. Jedes Kind wird mit der Lust am Lernen und Entdecken geboren. Diese für das 21. Jahrhundert unglaublich wichtige Eigenschaft wird ihm jedoch wenn es in die Schule kommt nach und nach ausgetrieben, indem es konsequent als Objekt wahrgenommen und behandelt und ihm ständig genau vorgeschrieben wird, was es wie, wann, wo und mit wem zu tun hat. Wann verstehen die Lehrplanersteller, Lehrer und Kultusminister endlich, dass das Gehirn kein Muskel ist, der trainiert werden muss, sondern ein neuronales Netzwerk, bei dem Dinge, die es als nicht wichtig genug empfindet, zum GLÜCK nicht im Langzeitgedächtnis landen?