Autisten sind nicht per se kriminell. Fehlende kognitive Empathie heisst nicht automatisch antisoziales oder gar kriminelles Verhalten. Unter Umständen verhalten sich Asperger-Autisten sogar extrem regelkonform und pochen besonders auf die Einhaltung von Regeln und das sie für alle gelten sollen, auch da wo es nicht unbedingt Sinn macht, weil sie entwicklungspsychologisch gesprochen durch ihre tiefgreifende Entwicklungsstörung auf der Studie der konventionellen Moral steckengeblieben sind (statt eine reife postkonventionelle Moral zu erreichen). Ihnen gelegen kommende Inkonsistenzen sehen sie dabei allerdings nicht unbedingt. Eine Freundin mit Asperger z.B. hat schwer und ganz allgemein gegen Harz-4-Empfänger gewettert und auch dagegen, dass ihr Freund Harz-4-Bezieher war, ist aber selbst Harz-4-Empfängerin: bei ihr gäbe es schließlich Gründe, warum sie nicht arbeitet, (dabei gibt es bestenfalls welche dafür, dass sie nicht voll arbeitet), bei ihrem Freund sah sie solche Gründe nicht (obwohl ich bei ihm mindestens genauso gute Gründe sehe); außerdem sei sie ja gar nicht arbeitslos, sondern Lehrerin, sie habe ja einen Vertrag mit einer Nachhilfeschule (auch wenn sie da de facto in den vergangenen Jahren nicht mehr als max. 40 Stunden gearbeitet hatte, und das wahrscheinlich noch am Staat vorbei) und sie sei ja eine Frau und kein Mann. Oft wird Autisten auch unterstellt, sie könnten nicht lügen. Aber für viele hochfunktionale gilt das definitiv nicht, auch wenn sie es durch ihre Entwicklungsverzögerung später lernen, werden viele gut genug darin, um zumindest manche Leute eine gewisse Zeit zu täuschen und einige sind sogar sehr manipulativ, weil sie eben wegen ihrer fehlenden Empathie und tendenziell negativeren Erfahrungen (schwierige Elternhäuser, Ausgrenzung) weniger Skrupel gegenüber ihren Opfern haben.Wenn in der Forschung von Statistiken zur Kriminalität bei Autisten die Rede ist, so wird i.d.R. aber behauptet, dass Autisten nicht krimimeller sind als andere, und sogar leichter zu Opfern werden (letzteres stimmt definitiv, insbesondere von Betrug und von sexuellem Missbrauch/Vergewaltigung/Nötigung). Oft wird nur konzidiert, dass sie durch ihre Unbedarftheit besonder leicht zu Komplizen werden, oder dass sie bei bestimmten Taten wie Brandstiftung oder außergewöhnlichere Diebstahlsdelikte aufgrund ihrer Obsessionen (z.B. für Busse oder Bücher) überrepräsentiert seien. Umgekehrt gibt es auch Studien, die besagen, dass vergleichsweise sehr viele Insassen von Gefängnissen entsprechend hohe Werte bei Tests erzielen.Dann gibt es unter Autisten mehr Paraphilien (s. Michael Fitzgerald zu necrophilia & autism und Tony Attwood e.a. u.a. in "Autism Spectrum, Sexuality, and the Law", vgl. speziell zu Pädophile auch die Aussagen von Temple Grandin s Mutter und von John Elder Robinson, zwei gewichtige Stimmen in der Community). Das heißt, es dürfte dazu dann auch die entsprechend erhöhte Anzahl von Straftaten geben.Generell sollte einem auch die Komorbidiäten zwischen Autismusspektrum und allen psychischen Problemen zu denken geben, insbesondere aber zur Schizophrenie, Angststörung, fehlende Emotionskontrolle. Amokläufer wie Adam Lanza, Rodger Elliott und Anders Breivik hatten alle eine Autismusdiagnose VOR dem Amoklauf bekommen. Bei dem einen deutschen Amokläufer (Winnenden oder Erfurt?) gab es auch eine Diagnose, und auch bei einem der Jugendlichen, die in ihrem satanistischen Wahn in Prag den Taxifahrer Jan K. mit einer Axt ermordet habenhttp://www.spiegel.de/panorama/justiz/satanismus-mord-an-taxifahrer-freunde-in-tuebingen-vor-gericht-a-963769.html).. Die eine Astronautin der NASA (die gemeinsam mit dem deutschen Astronauten im All war) hat sich vor Gericht auf ihre Asperger-Störung berufen, nachdem sie ein Beil mitgenommen hatte und aggressiv gegen ihre Rivalin vorgegangen war. Hans Asperger, als er die später nach ihm benannten Fälle hochfunktionalen Autismus beschrieben hat, hat definitiv nicht umsonst von "autistischen Psychpopathen" gesprochen. Es gäbe da, so meint auch Autismusexperte Prof. Michael Fitzgerald in einem Buch, eine "signifikante Überlappung". Interessant sind dazu die Ausführungen von Autismus-Experte Simon Baron-Cohen in seinem Buch "The Science of Evil" oder auch in seinem Youtube-Vortrag "The Erosion of Empathy". Ob ein Mensch auf dem Spektrum kriminell wird, hängt letztlich v.a. von seiner Erziehung und Umgebung ab. Allerdings potenzieren sich oft in Familien auf dem Autismusspektrum negative Faktoren wie ein etwas bis sehr problematischer Erziehungsstil von neurologisch oft ebenfalls beeinträchtigen Eltern, weniger pflegeleichte Kinder, erhöhter Stress auf solche Familien und soziale Ausgrenzung (vgl. Michael Rutter, "Genes and Behavior: Nature-Nuture Interplay explained") .Insgesamt wäre ein größeres Bewusstsein für Neurodiversität bei den Betroffenen und in der Gesllschaft unglaublich wichtig, gerade auch was die Prävention von Verbrechen angeht. Viele Psychologen und Psychiater leugnen meines Erachtens die inzwischen eigentlich sehr offensichtlichen und durch die Forschung sowohl indirekt als auch direkt mehr als ausreichend plausibiliserten Zusammenhänge, weil sie selbst auf dem Spektrum sind.

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