1. Religion erfüllt den Zweck, bei der Definition des eigenen Selbst, der eigenen Identität zu helfen. Damit begeget Religion in ihrer Funktion dem Problem der Affektbindung (kurzfristige Selbstdefinition) und dem der Angsbewältigung (wenn man weiß, wer man ist, kann einem Angst weniger anhaben)

2. Religion erfüllt den Zweck, die eigene Handlungsführung, also, wie und warum ich Dinge tue, in Situationen zu ermöglichen, die nicht alltäglich sind. Wenn ich z.B. jeden Tag mit dem Auto fahre, ist das keine ethische Abwägung. Wenn ich mir grundsätzlich überlege, der Bus/die Bahn tut es auch und ist ethisch verantwortlicher, ist das eine außeralltägliche Frage der Handlungsführung/der Ethik.

3. Wenn mir etwas krasses passiert, eine Erfahrung des (Ab-)Bruchs, dann mir Religion helfen, dies zu verarbeiten und damit umzugehen

4. Böckenförde schreibt: Der Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht gewährleisten/garantieren kann. Wie erreicht man in einer Gesellschaft grundsätzliche Zustimmung/Legitimation für politische Agenden? U.a. durch Übereinstimmung in (rel.) Grundanschauungen

5. Religion hat auch den Zweck, ein Sinnsystem zu stiften in einer Welt, die zunehmend nach Sinnlosigkeit und Chaos ausschaut.

6. Nur wenn ich jemand bin, kann ich mich auch distanzieren. (1.) ermöglicht mir, die Dinge, die mir unmittelbar vor Augen sind, nicht als das einzig wahre anzusehen, sondern auch eine Welt/eine Idee jenseits des Materiellen zu sehen bzw. danach zu streben, mich für eine solche (bessere) Welt einzusetzen. So ermöglicht Religion, sich gegenüber gesellschaftlichen Normen, Gesetzen oder erfahrenem Unrecht zu distanzieren und sich für etwas besseres einzusetzen.

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