Das "Bilderverbot" ist Teil der Zehn Gebote (im Original: 2. Mose 20,4 - falls du keine Bibel greifbar hast: bibelserver.com), dazu passt in 2. Mose 34 die Geschichte vom "Goldenen Kalb" als Paradebeispiel dafür was passiert, wenn die Menschen sich eben doch ein eigenes Götterbild anfertigen.
Martin Luther hat in seiner Fassung der Zehn Gebote dieses Gebot gestrichen (deswegen lernen die Protestanten es meist auch nicht), dafür das letzte Gebot in zwei aufgeteilt.
In der Zeit des Alten Testamentes war es selbstverständlich, dass neben dem "Gott Israels" auch Götter anderer Völker existieren. Diese wurden fast immer an bestimmten Orten (Tempel o.ä.) verehrt und waren als Skulpturen aus Stein oder Holz verkörpert.
Bei der Verehrung dürfte es üblich gewesen sein, dass man diese Skulpturen verehrte, und dachte, damit könnte man die Götter in den Griff bekommen oder zumindest beeinflussen.
Davon will sich das AT bewusst absetzen und untersagt die "Bildnisse" ganz. Insgesamt gibt es einen biblischen Grundsatz, dass der "Schöpfer" nicht mit den "Geschöpfen" verwechselt werden sollte - also, nichts was der Mensch ist oder macht, als göttlich gelten kann (keine Könige, oder auch nicht "die Fruchtbarkeit" usw.).
Zugleich gebraucht die Bibel selbst zahlreiche "Bilder", um Gott zu beschreiben (Gott als Feuersäule, als Sturm, als Hirte, als Vater, als König, als "Erlöser", als Bräutigam ...) - lässt aber nicht zu, Gott auf eines dieser Bilder festzulegen.
Das scheint mir der entscheidende Punkt: Ohne Bilder können wir gar nicht von Gott reden, irgendeine Vorstellung machen wir uns immer. Nur wir sollten Gott nicht darauf festlegen.
In diesem Sinne würde ich auch mit deiner Frage umgehen: Gott kann man malen. Nur sollte man nicht denken, dass man ihn mit diesem Bild "festlegen" könnte. Ist so ähnlich, wenn kleine Kinder ihren Vater malen ... ist vermutlich ein lustiges Strichmännchen und dem Original nur entfernt ähnlich, aber für das Kind und für den Vater ist es vermutlich die genialste Darstellung. In dieser bescheidenen Haltung darf man Gott "malen".
Vielleicht noch interessant: Dass im Islam dieses Verbot sehr strikt befolgt wird, ist dir vielleicht bekannt. Muslime weiten das sogar noch aus auf den Menschen: Weil der Mensch Abbild Gottes ist, darf man auch keine Menschen malen.
Zum Teil gilt das auch für das Christentum: In den Ostkirchen sind Gottesabbildungen unüblich (Jesus und Maria ja, aber nicht Gott), man malt z. B eine Hand, eine Wolke oder einfach goldfarben.
Vielleicht hätte das auch den anderen Kirchen gut getan: Hätte es nicht die vielen Bilder mit Gott als "altem Mann mit Bart" gegeben, müssten wir uns nicht mit diesem albernen Zerrbild von Gott herumschlagen.