Ich arbeite als Software-Entwickler seit ca. 30 Jahren und habe noch lange nicht das Gefühl, "ausgelernt" zu haben, und so wie es aussieht, wird dieser Zustand auch noch mindestens die nächsten 30 Jahre anhalten. :)
Programmiersprachen entwickeln sich meistens weiter, was in neuen Sprachfeatures, Paradigmen und vor allem Bibliotheksfunktionalitäten mündet. Hinzu kommt das ganze drum und dran.
Früher dachte ich immer, dass ich meine jeweilige Programmiersprache nach wenigen Wochen / Monaten beherrschen würde, inzwischen weiß ich, dass "beherrschen" ein Zustand ist, den man realistisch betrachtet nicht erreichen kann. Du kannst dem nur - mehr oder weniger - nahe kommen.
Ich denke, dass ich da schon ausreichend nahe dran bin, aber das ist noch lange kein Grund, nicht weiter zu lernen.
Aber um letztendlich doch noch deine Frage halbwegs zu beantworten: Bis ich mit einer Programmiersprache so ungefähr das anstellen konnte, was ich mir vorgestellt habe, hat Anfangs viele Monate gedauert, mittlerweile benötige ich für neue Sprachen nur noch wenige Wochen, bin dann aber wohlgemerkt noch WEIT von dem entfernt, was ich als "können" bezeichnen würde.
Meine Erfahrung ist übrigens, dass die meisten Programmierer nicht wirklich gut programmieren können, und nicht mal ihre Hauptprogrammiersprache in ausreichendem Maße kennen. Software-Entwicklung ist vermutlich DIE Branche, in denen die meisten Dilettanten arbeiten, sich allerdings selber für unglaublich "fähig" halten.
Mit Abstand in den meisten (!) Firmen, findet man leider nur unteres Mittelmaß. Mehr nicht. Das ist sehr schade. Ich muss oft Software-Audits machen, und gefühlt würde ich schätzen, dass 90% aller Unternehmen eine katastrophal fehldesignte Codebasis haben, von herkömmlichen Bugs durch mangelndes Testing, usw. mal völlig abgesehen. Das ist aber zu großen Teilen die Schuld des Managements und weniger der Entwickler, die vor unmögliche Aufgaben gestellt werden.
Fazit: So richtig "gute" Entwickler, musst du mit der Lupe suchen. Für den meisten Pfusch reicht aber das, was du in den meisten Firmen vorfindest. Was am Ende dabei raus kommt, siehst du ja tagtäglich, wenn du dir mal die Artikel in der Fachpresse zu Security-Alerts durchliest ... und das sind meist große Firmen, die richtig viel Geld in die Weiterbildung ihrer Entwickler investieren.
Denk mal lieber gar nicht erst an die hippe Startup-Klitsche, aus Berlin-Mitte, die ihre neue App mit Social-Media-Anbindung vermarktet, womit User jederzeit über die Cloud irgendeinen Bullshit machen können, der am besten noch etwas mit KI und Blockchain zu tun hat.
Lange Rede, kurzer Sinn: Als Softwareentwickler hat man NIE auch nur annähernd ausgelernt, und die meisten sind einfach so schlecht, als dass man sie wenigstens als "mäßig" bezeichnen könnte. (Disclaimer: Natürlich gibt es auch richtig gute Leute, keine Frage! Aber die gehen im Meer der Unfähigen fast schon unter, und können sich dank stupidem BWL-Futzi aus dem Management meist auch überhaupt nicht entfalten!)