Es tut mir- als Vater gut- wenn ich hier lese, wie sehr du dich um deinen Vater sorgst. Mein Respekt.
Ich war auch einmal in der Pubertät. Die begann aber später, währte aber dafür sehr viel länger. Ich wurde mit 16 pubertär und das endete etwa mit 50. So lange hatte ich meine Sturm-und Drangjahre und viele, viele, viele Verhältnisse oder Affären und umgekehrt.
Womöglich wurde der normale Übergang von der Pubertät vom Erwachsenen-werden durch meine erste große Liebe zunächst gefördert, dann jämmerlich ausgestoppt. Ich hatte da mal wieder etwas Neues auf dem Kieker gehabt, als sie mir erzählte, wie glücklich sie sei, dass ich da wäre und wir uns lieben würden. Als Kind hatte sie den Freitod ihrer Mutter erlebt, war später mit der Stiefmutter nicht zurecht gekommen und deshalb zur Tante , der Schwester ihrer Mutter, gezogen. Nun, fast zehn Jahre später, mit 17, konnte sie wieder lachen, glücklich und ausgelassen sein. Und ich war der Grund.
In diesem Moment konnte ich nicht Schluß machen. Also beendete ich ein andere Freundschaft und blieb bei ihr. Ich schaute auch nicht mehr nach anderen Mädels, nur noch sie stand in meinem Focus. Und plötzlich war es Liebe.
Monate später traf sie durch Zufall eine ehemalige Klassenkameradin und Freundin wieder und ließ sich von ihr zu anderen Aktivitäten überreden. Plötzlich war ich nicht mehr ihr Hauptaugenmerk, sondern wurde für sie und ihre Freundin zu einem Klotz am Bein. Und so beendete sie in einem persönlichem, tränenreichem, Gespräch unsere Beziehung.
Ich war so betroffen, dass ich tagelang kaum etwas essen konnte. Ich dachte sogar an Suizid. Ich wollte ohne sie nicht mehr leben. Ein Freund und Sportkamerad nahm mich bei der Hand und sagte mir, dass ich doch mal meine Augen öffnen sollte. Es gab so viele Mädchen rundherum , auch einige, die mich nett fanden.
Und so wurde wohl der Übergang zum Erwachsen werden gestoppt. Denn nun suchte ich nach einer Frau, die so aussah, wie meine große Liebe. Ich fand sie nicht, dafür aber eine mit den gleichen Haaren , eine andere mit den gleichen Beinen, wieder eine andere mit dem gleichen Hintern und noch eine andere, die eine ähnliche Oberweite hatte.
Offen gesagt, hatte ich verdammte Terminprobleme. Und ich konnte den Hals nie voll kriegen. Von den Terminen und den Frauen.Trotz der großen Vielfalt - glücklich war ich nicht. Wie sagte mir meine größte Liebe -die ich als Erwachsener- dann heiratete: " Du warst ein Suchender..."
Ich bin nicht der Bruder von Richard Gere. Auch nicht sehr groß und selbst zu den Zeiten, als meine Brustmuskeln tiefer rutschten, hatte ich nie über Frauenmangel klagen müssen.
Meine erste große Liebe hatte ich so lange nicht vergessen, bis dass eine Frau in mein Leben trat, die meine größte Liebe wurde. Dabei kannte ich sie schon fast zwei Jahre. Das erstaunliche daran: Sie war zu keiner Zeit das Ziel meiner Begierde. Ich respektierte sie und wir redeten oft wie zwei alte Freunde miteinander. Irgendwann fiel es uns beiden wie Schuppen von den Augen...
Dein Dad hatte diese Frau sicherlich geliebt. Und da niemand in sein Leben trat, der dieses Bild verwischen konnte, denkt er immer noch an sie. Er sollte mal die Augen offen halten.
98% aller meiner Liebschaften hatte ich draußen kennen gelernt. Sei es die Kellnerin ín einem Cafe`, die Bedienstete in einem Restaurant , die Verkäuferin bei Karstadt, Lidl, Edeka,Aldi, Rewe... Die Postbotin, Paketzubringerin... Egal wo, mit offenen Augen sieht man alles. Wenn man offen die Menschen und ihre Arbeit respektiert, mal ein paar freundliche Worte hat, auch mal zuhören kann, mal gemeinsam lachen kann - dann geht alles (fast) von alleine.
Ich hatte mich vor über 40 Jahren bereits mit der Parapsychologie und der Hypnose beschäftigt. Auch unter meinen Freundinnen und Frauen gab es welche, die mich segneten und verfluchten, die an Hexenkult glaubten oder Engel sahen...
Dennoch gab es nicht eine, an die ich aufgrund dieser Verbindung denken musste. Sondern nur eine, die mich mitten in der großen Gefühlswelt von Liebe, Lust und Leidenschaft plötzlich nicht mehr an ihrer Seite haben wollte. Und nur an sie musste ich viele Jahre denken.
Dein Dad braucht eine neue Liebe, um die Enttäuschung der alten zu vergessen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Sprich mit ihm und zeig ihm, dass du an seiner Seite bist und dir auch sicher bist, dass ein so flotter Dad genug Chancen hat, um andere Frauen kennen zu lernen. Nur eben nicht zuhause in den 4 Wänden. Er sollte mehr raus gehen und die Augen offen halten.
PS: Mit Raus gehen meine ich keine Wirtschaft oder Bar. Denn hier halten sich leider gestrandete Menschen auf, die sich dem Alkohol verschrieben haben. Dann hätte dein Dad bald ein neues Problem.