Du musst bei deinem Vorschlag auch bedenken, dass es, wenn es so etwas denn geben sollte, immer noch bestimmte Vorqualifizierungen benötigt werden würden. Das heißt in dem ganzen Programm müssten irgendwo noch Prüfungen eingebaut werden, diese könnten dann aber nicht für eine große Klasse, sondern nur für einzelne abgehalten werden, da ja alle auf einem unterschiedlichen Niveau sind.
Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass viele Schüler heute (und da will ich mich nicht außen vor lassen) selbst mit dem Druck nur wenig für ihre Bildung tun. Wenn dieser Druck jetzt noch wegfällt, würde das meiner Meinung nach zu einer kompletten Katastrophe führen, da jeder nur noch das macht, worauf er Lust hat.
Auf der anderen Seite will ich nicht sagen, dass deine Ansicht absolut falsch oder verwerflich ist, nur ist es so, dass sie viel zu radikal ist. Man müsste das Problem folgendermaßen anpacken: Das erste und wichtigste ist, dass man an die Schulen mehr Lehrer bringt, um die Klassengröße zu reduzieren. Dadurch wäre den Lehrer wieder die Möglichkeit gegeben, auf ihre Schüler individuell einzugehen, sodass dann die Stärken noch gefördert werden könnten und man versuchen kann, die Schwächen so weit es geht zu kompensieren.
Auch finde ich, die Einteilung der Klassen an großen Schulen kompletten Bullshit. Anstatt die Schüler einfach nach Alphabet in Klassen einzuteilen könnte man die Klassen nach Wissensstand in den einzelnen Fächern ordnen. Der Vorteil wäre dann, dass es dem Lehrer einfacher gemacht werden würde, die Klasse zu unterrichten und den Schülern bessere Möglichkeiten zur Weiterbildung in den einzelnen Fächern gegeben werden würden. Ich(11. Klasse Gymnasium) langweilige mich zum beispiel total, wenn der Mathelehrer zum fünften Mal etwas erklärt. In dieser Zeit könnte ich Sachen lernen die über den Stoff im Lehrplan hinausgehen, womit ich dann eine bessere Basis für ein Studium hätte. Ich denke, dass es sehr vielen Schülern in einigen Fächern so geht, während sie in anderen überhaupt nicht klar kommen.
Des weiteren wäre es nicht schlecht, wenn man schon bei der Ausbildung der Lehrer anfängt und diese weg von der Theorie holt und mehr zur Praxis führt. Das würde dann bedeuten: Mehr Umgang mit Schülern schon im Studium, eventuell ein längeres Referendariat und weniger Vorlesungen von Professoren, die ihr Leben lang schon vor Studenten stehen, jedoch seit ihrer Schulzeit gesehen haben wie eine Grund-, Haupt-, Realschule oder ein Gymnasium von innen aussehen. Die weggefallenen Vorlesungen sollten am besten von erfahrenen und kompetenten Lehrern gehalten werden, die wissen wie man mit Schülern umgehen sollte.
Ein weiterer Punkt, sicher nicht der letzte, jedoch der letzte, den ich erwähnen möchte, ist eine Vermehrung der Wahlmöglichkeiten an Schulen. Dies würde zur Folge haben, dass (wieder einmal) besser auf die Schüler individuell eingegangen werden kann. Daraus folgt, wie auch schon oben, dass die Stärken des Schülers besser hervorgehoben werden können. Außerdem würde dem Schüler ein viel breiteres Spektrum Fächer betreffend angeboten. Dinge wie Philosophie, Psychologie oder dergleichen könnten schon früh auf der Schule nähergebracht werden. Ein weiterer Vorteil davon wäre, dass die Schüler, wenn sie schon in der Schule ein bisschen auf ein Themengebiet spezialisiert werden, es nicht mehr so schwer bei der Wahl einer Ausbildungsstelle oder eines Studiums hätten. Somit würde die Anzahl der Abbrecher sowohl unter den Studenten als auch unter den Auszubildenden meiner Ansicht nach drastisch gesenkt.
Alles in allem weiß man jedoch nie, ob es denn auch in Wirklichkeit so funktioniert, wie man es sich vorstellt. Ein großes Problem bei der Umstellung der Bildungspolitik, ist meiner Ansicht nach das Geld. Es würde Milliarden kosten, die Lehrer so auszubilden, vor allem, weil man viel mehr Lehrer in einer größeren Anzahl von Fächern ausbilden müsste. Auch würde, so wie ich es sehe, ein Jahr mehr an Gymnasien nicht schaden. Das jedoch ist auch wieder mit extremen Kosten verbunden. Zum einen, da es ja noch mehr Lehrer einbinden würde, zum anderen, da auf Grund der verlängerten Schulzeit diese Schüler im späteren Berufsleben ein Jahr weniger in die Rentenkasse einbezahlen würden.
Das Problem ist, wie so oft, dass mit denen, die Teil des Problems sind, zu wenig geredet wird. Will heißen: Entweder müssen die Politiker auf Lehrer und Schüler zugehen, um die Problematik des Bildungssystems zu erfassen oder die Betroffenen müssen auf die Politik zugehen. Das soll jetzt natürlich nicht heißen, dass jeder der Politik seine Meinung sagen soll. Viel mehr sollte es Gremien geben, die sowohl die Bitten der Lehrer als auch die der Schüler aufnehmen, darüber entscheiden, ob diese sinnvoll sind und wenn ja, diese dann der Politik näher zu bringen.
Dies erfordert jedoch auch eine gewisse Bereitschaft zur Kooperation seitens der Lehrer, Schüler und Schulen, aber natürlich auch seitens der Politik.