Die 1842 veröffentlichte Novelle »Diee
Judenbuche« von Annette von Droste-
Hülshoff erzählt die Geschichte eines
unaufgeklärten Mordes im 18.
Jahrhundert. Protagonist ist Friedrich
Mergel, der sich dem Unrecht und der
Unmoral einer dörflichen Welt, in die
er hineingeboren wird, verschreibt.
Als er unter Mordverdacht gerät,
flieht er; Jahrzehnte später kehrt er an
den Ort des Verbrechens zurück. Die
Novelle trägt den Untertitel »Ein
Sittengemälde aus dem gebirgigen
Westfalen
Friedrich Mergel wird im Jahre 1738
als Sohn eines kleinen Grundbesitzers
im Dorf B. geboren. Das Dorf liegt
äußerst abgeschieden in einer
Waldschlucht. Auch aufgrund der
einsamen Lage konnten sich hier
eigene Begriffe von Recht und Moral
etablieren. Holzdiebstahl und Wilderei
gehören zum Alltag der.
Der Vater ist ein Trinker und der
Einfluss der Mutter Margreth zu
schwach, um sich gegen die
zunehmende Armut und
Verwahrlosung der Familie
durchzusetzen. Als Friedrich neun
Jahre alt ist, kommt der Vater durch
einen Unfall im Alkoholrausch ums
Leben. Friedrich versucht vergeblich
das Andenken an seinen Vater vor
Spott und Hohn zu bewahren;
schließlich zieht sich der scheue Junge
in sich selbst zurück und sondert sich
Von allen anderen ab.
Als Friedrich zwölf Jahre alt ist,
überredet Simon Semmler, der
Bruder seiner Mutter, diese, das Kind
in seine Obhut zu geben. Zögernd
stimmt die Mutter der Adoption zu.
Simon Semmler wird als unheimlicher
Mensch beschrieben, teils
verschlossen und unzugänglich, teils
angeberisch und streitsüchtig. Er
betreibt vielerlei Geschäfte und ist
auch in dunkle Machenschaften
verwickelt, in die er Friedrich
hineinzieht. Unter dem negativen
Einfluss des Onkels verändert sich der
Junge, er wird ehrgeizig und
hochmütig. Der ängstliche und
geduckte Johannes Niemand, ein
unehelicher Sohn von Simon, folgt
Friedrich auf Schritt und Tritt.
Friedrich wächst heran und verschafft
sich durch körperliche Stärke und
Ausdauer Respekt unter der
Dorfjugend. Sein Charakter wird dem
seines Onkels immer ähnlicher. Er ist
leichtfertig und prahlerisch;
Außerlichkeiten, die von seiner
einfachen Herkunft ablenken, sind
ihm wichtig. Während er ein protziges
Leben führt, verfällt seine Mutter
zusehends. Der christliche Glaube, in
dem seine Mutter ihn erzogen hat,
kommt Friedrich abhanden.
Zu dieser Zeit treibt eine Bande von
Holzdieben ihr Unwesen im Tal. Sie
heißen die »Blaukittel«, da sie alle
gleich angezogen und damit
ununterscheidbar sind. Bei ihrer
Verfolgung kommt Förster Brandis
ums Leben. Er wird erschlagen
aufgefunden. Friedrich verschweigt
Indizien, die Simon belasten könnten.
Im Alter von vierundzwanzig Jahren
stellt Friedrich während eines
Dorffestes seine kostbare Taschenuhr
Zur Schau. Der Jude Aaron erscheint
und fordert von ihm in aller
Öffentlichkeit das Geld für die Uhr.
Der stolze Friedrich fühlt sich malBlos
gedemütigt und verlässt das Fest,
gefolgt von seinem Gläubiger. In der
Nacht wird der Jude Aaron unter einer
Buche im Brederholz erschlagen. Drei
Tage später wird seine Leiche
gefunden.
Sofort fållt der Verdacht auf Friedrich,
der jedoch entkommen kann.. Seine
Flucht macht ihn zwar noch
verdächtiger, trotzdem wird das
Verfahren mangels Beweiseen
eingestellt. Auch die jüdische
Gemeinde hält Friedrich Mergel für
den Mörder und versucht vergeblich,
ihn zu finden. Schließlich kaufen die
Juden die Buche, unter der Aarons
Leiche gefunden wurde, vom
Gutsherrn. Sie ritzen eine
unverständliche hebräische Inschrift
in den Stamm. Fortan heißt der Baum
die Judenbuche.Zusammen mit Friedrich
verschwindet auch Johannes.
Achtundzwanzig Jahre später
erscheint in der Christnacht ein
Wanderer im Dorf, ein kranker und
gebrochener Mann. Er kommt aus
türkischer Gefangenschaft und gibt
sich als Johannes Niemand zu
erkennen. Er erzählt, dass er und
Friedrich sich von den Osterreichern
als Soldaten hatten anwerben lassen.
Nach sechsundzwanzig Jahren konnte
er den Türken entkommen. Es zog ihn
zurück in sein Heimatdorf, wo er sich
eine christliche Beerdigung erhofft.Die Dorfbewohner wie auch die alten
Gutsleute nehmen Johannes voller
Mitgefühl auf. Der Mann erledigt
einfache Arbeiten und Botengänge für
den Gutsherrn. Sein Verhalten ist
mitunter wunderlich. Im Herbst findet
ihn der Sohn des Försters Brandis
erhängt in den Asten der Judenbuche.
Aufgrund einer alten Narbe wird der
Tote vom Gutsherrn als Friedrich
Mergel identifiziert. Er wird auf dem
Schindanger begraben.
Die Novelle endet mit der
Ubersetzung der Inschrift im Stamm
der Judenbuche: »Wenn du dich
diesem Orte nahest, so wird es dir
ergehen, wie du mir getan hast.
»Die Judenbuche« ist ein Klassiker der
Weltliteratur. Der Stoff geht zurück
auf eine wahre Begebenheit, die sich
etwa fünfzig Jahre vor der
Niederschrift in Westfalen zutrug. Die
Dichterin Annette von Droste-
Hülshoff entwirft das Bild einer
Gesellschaft, die Recht nicht von
Unrecht unterscheidet, was zum
äußersten Verbrechen, nämlich zu
Mord führt. Vor diesem Hintergrund
schildert sie die Entwicklung eines
jungen Menschen, für die sein
Charakter ebenso maßgebend ist wie
die Erziehung durch sein Umfeld. Die
spannende Handlung, eine knappe
Sprache sowie atmosphärisch dichte
Naturbeschreibungen machen aus
der Novelle ein besonderes leseeerlebnis.
Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen