Hallo,
die Situation kann ich gut nachvollziehen.
Zu den "Grundvoraussetzungen" muss man erstmal sagen, dass du mit L und M -Erfolgen schon Abschluss-Prüfungsniveau mitbringst und viele gute Betriebe, die zum Bereiter ausbilden, auch (verständlicherweise) gerne Leute nehmen, die reiterlich schon auf einem entsprechenden Niveau sind.
Außerdem könntest du unter diesen Voraussetzungen auf Juniorenebene starten, bzw. dann nach Altersklassen über die Jungen Reiter in den Seniorensport aufsteigen.
Meine Meinung bezüglich des Themas ist, dass auch Bereiter ein Job ist, der sich in mehr Belangen lohnt, als dass er Negativpunkte mitbringt, wenn man wirklich gut ist.
Bei vielen Jobs sind die Auswirkungen nur geringer, wenn man es nicht so schafft, wie es als Ziel vorgesehen war.
Wohl auch einer der Gründe, warum Eltern, v.a. wenn sie auch mit dem Pferdesport zu tun haben oder entsprechend viel mitbekommen haben, dieser Berufswahl skeptisch gegenüber stehen.
Die Mehrheit der ausgebildeten Pferdewirte SWP Reiten arbeitet ebenso wie viele Pferdewirte SWP Zucht, etc. in verhältnismäßig schlecht bezahlten Jobs rund um Stall und Pferd, die man manchmal eher mit "Mädchen für alles" als mit "Berufsreiter" bezeichnen möchte.
(nur) 3 bis 4 mal pro Woche Reiten, Hausfrauenstunden und Kinderunterricht geben und Stalldienst sind an der Tagesordnung.
Oft gibt es das gesellschaftliche Problem, nichts zu zählen.
Hinzu kommt, dass viele Reiter, v.a. am Anfang der Karriere oder in normalen Ställen alle Pferde reiten müssen, die sie zugewiesen bekommen, bzw. für die sie Aufträge ergattern können.
Oft entscheiden sich Amateur-Besitzer nur zum Beritt, wenn sie selbst mit dem Pferd nicht klar kommen, bzw. zur Korrektur, so dass man als Bereiter viele Pferde unter den Sattel bekommt, wo das Reiten vielleicht nicht so Spaß macht, wie auf selbst gerittenen Pferden, bei denen man auf seiner Arbeit aufbauen kann.
Schafft man es dagegen, einen guten Kundenstamm für obere Klassen zu halten und Mandate für gute Pferde auf eine Zeit zu bekommen, in welcher man Ergebnisse erzielen kann, gibt es kaum einen schöneren Beruf (meiner Meinung nach).
Im eigenen Stall nicht selbst misten zu müssen, klasse Pferde für ziemlich gutes Geld zu reiten, keine Werbung machen zu müssen und damit erfolgreich zu sein ... leider eben die absolute Ausnahme.
Was bleibt sind die unregelmäßigen, bzw. "unnormalen" Arbeitszeiten, die immer mal anfallenden Arbeiten, etc.
Wenn du aber mit Pferden aufgewachsen bist, bist du dir darüber vermutlich im Klaren.
Ganz interessant kann es sein, wenn du in Reitsportzentren oder sehr guten Ausbildungsställen ein Lehre machen kannst oder vielleicht, wenn dir das liegt, in einem Landgestüt. Dort gibt es zwar relativ viel "Konkurrenz", aber die regelmäßigsten Arbeitszeiten, Aufgabenverteilungen, etc. in der Branche und gute Pferde.
Weiterhin würde einen Ausbildungsplatz an der Wiener Hofreitschule wohl niemand ausschlagen :-)
Die Wahrscheinlichkeit, dass du dir die größere Freude am Reiten erhältst, ist wohl höher, wenn du einen anderen Beruf wählst.
Manchmal ist es auch für Erfolge förderlicher, einen Job gewählt zu haben, de rden Kauf eines guten Pferdes erlaubt, anstatt auf Sponsoring angewiesen zu sein.
Bei vielen Berufen kann man auch einen Bezug zum Pferd herstellen.
Neben klassischen Zweigen wie Tiermedizin, Tierostheopathie/physiotherapie, etc. kann man z.B. als Architekt oder Ingenieur Reitanlagen bauen, als Anwalt Pferderecht zum Hauptaufgabenbereich wählen, als Pädagoge oder Psychologe Therapiereiten betreuen. Mit einem abgeschlossenen Sportstudium kannst du Trainingslehren um Reiter und Pferd verfolgen, mit BWL z.B. bei der FN und anderen Verbänden, etc. arbeiten.
Als Humanmediziner kannst du dich auf Sportmedizin spezialisieren.
Pferdefotograf ist ein spannender Job, ebenso kannst du als Regisseur o.ä. viel mit Pferden zu tun haben. Pferdereisen planen im Hotelfach, etc.
Neben "Bereiter" hast du noch zahlreiche Möglichkeiten.
Wenn dein Herz allerdings für´s Reiten schlägt, du das Gefühl hast, bei einer anderen Berufswahl würdest du ständig denken, dass du einen andauernden Fehler machst, nicht auf dem Pferd zu sitzen, wenn du zur Not auch mistetst und dir auch ein mögliches kleines Einkommen nicht den Spaß verderben kann und wenn du denkst, du freust dich in dreißig Jahren, nach abertausenden Stunden immer noch jeden Tag, auch schlecht gerittene und manchmal unlustige Pferde zu reiten, dann solltest du es probieren.
Du hast gute Grundvoraussetzungen, wenn du die Begeisterung und das Durchhaltevermögen dafür aufbringst, hast du auch gute Chancen, Erfolg zu haben.
Viel Glück :-)