Deutschland hat (zumindest lange Zeit) von Euro profitiert in der Weise, dass durch das Vorhandensein einer gemeinsamen Währung für 17 Länder durch Handel zwischen diesen, trotz der Geldflüsse, die durch diesen Handel zustande kommen, keine Währungsschwankungen entstehen können.
Konkret: Wenn Deutschland unter der DM, Güter im Wert von X nach Griechenland z.B. exportiert hat, so kam es zu Kapitalflüssen im Drachme-Wert von X nach Deutschland. Dieses Geld wurde dann in DM umgetauscht, was den DM Wechselkurs erhöht hätte (Angebot an Drachmen am Devisenmarkt und Nachfrage nach DM) und diese somit weniger wettbewerbsfähig gemacht hätte.
Aus Griechenlands Perspektive: Wenn Griechenland Güter aus Deutschland importiert hat unter Drachme bzw. DM, so führte das normalerweise zu einer Entwertung der Drachme (genau der umgekehrte Prozess, den ich weiter oben erläutert habe, halt nur aus Auslandsperspektive). Das hätte Griechenland wettbewerbsfähiger gemacht. Deutschland wäre im Gegenzug weniger wettbewerbsfähig geworden, da eine Drachmenentwertung gleichzeitig eine DM Aufwertung bedeutet hätte. Unter dem Euro hingegen, kann der erklärte Prozess nicht zustande kommen. Auf- und Abwertungen werden also unterdrückt.
Deutschland wurde also nicht weniger wettbewerbsfähig durch den Euro. Indirekt wurde Deutschland sogar noch wettbewerbsfähiger:
Unter dem Euro kam es nicht nur zu Kapitalflüssen von Südländern in die Nordländer, sondern auch zu welchen von Norden nach Süden. Erstere kamen durch Handelsprozesse, wie den weiter oben beschriebenen zustande. Letzere durch etwas anderes:
Durch die Euroeinführung sahen Investoren die Anlagen in Südländer, die man früher noch als etwas unsicher erachtete, als sicherer an, was dazu führte, dass Investoren viel in den Süden investierten, was Kapitalflüsse in diese zur Folge hatte. Kapitalflüsse in ein Land führen normalerweise zur Aufwertung von dessen Währung. Unter dem Euro, der ja eine Währung für 17 Länder ist, war das jedoch nicht so. Statt zu einer Währungsaufwertung kam es dazu, dass ein inflationärer Boom entstand, dessen Folge Lohn- und Preisanstiege im Süden über dem Eurozonendurchschnitt waren.
Da Wettbewerbsfähigkeit ein relativer Begriff ist, bedeutete das, dass der Norden (darunter Deutschland) indirekt wettbewerbsfähiger wurde, da dessen Löhne nicht überdurchschnittlich anstiegen.
Das stellt einen klaren Vorteil für Deutschland dar, der sich mittlerweile jedoch negativ auswirkt, da die Südländer aufgrund der in ihnen herrschenden Depression, immer weniger Nachfrage nach Deutschen Gütern besitzen (Depressionen führen ja zu sinkenden Einkommen im betroffenen Land), was natürlich schlecht für den deutschen Export ist.
Die Depression im Süden lässt sich aufgrund der fehlenden Wettbewerbsfähigkeit, nicht einfach lösen. Der Euro verhindert eine Währungsabwertung, die die Zentralbanken der Länder vornehmen könnten, was die eigentlich zu hohen Löhne und Preise aus Auslandsperspektive geringer und somit wettbewerbsfähiger machen könnte. Dazu wäre aber halt ein Euroaustritt des Südens (darunter Griechenland) nötig. Im Euro (ohne Austritt also) müsste eine reale Abwertung vorgenommen werden. D.h, dass Löhne und Preise wirklich runter gehen. In Griechenland scheint das halbwegs voran zu gehen (bedingt duch die Situation dort) in Spanien ist das jedoch nicht der Fall.
So gesehen hat Deutschland lange profitiert, tut es jetzt aber nicht mehr.