Aufgrund des historischen Kontextes wird Michel Foucaults Zugang oft dem französischen Strukturalismus (Strukturalismus bezeichnet jene Methoden und Forschungszugänge, welche nach Strukturen und sozialen Relationen in latenten Mechanismen kultureller Symbolsysteme fragen) der neunzehnhundert-sechziger Jahre zugeschrieben. Die ethnologisch-geprägte Variante des Strukturalismus forschte nach verallgemeinerbaren Konstanten in der Menschheitsgeschichte, nach jenen Strukturen also, welche Gesellschaften festigen und bewahren. Foucault selbst hingegen widerstrebte es, sich dem Strukturalismus einzuordnen, denn obwohl er sich den Untersuchungsgegenständen auf struktureller Ebene näherte, galt sein Hauptaugenmerk stets dem Wandel dieser Strukturen. Tatsächlich also ist Foucault eher dem Poststrukturalismus der neunzehnhundert-sechziger- und -siebziger Jahre zuzuordnen . Der Poststrukturalismus hat die Neigung, scheinbar homogene und kontinuierliche Strukturen zu zersetzen. Die Ansätze stehen in enger Verbindung zueinander, setzen aber unterschiedliche Fokusse und verweisen auf unterschiedliche theoretische Ursprünge.

Diesbezüglich ist zunächst der Konstruktivismus zu nennen, in seiner sozialkonstruktivistischen, wie auch kognitionstheoretischen Ausprägung. Der Sozialkonstruktivismus betont die soziokulturelle Beschaffenheit der Welt, während der kognitionstheoretische Zugang an erkenntnistheoretischem Gewinn interessiert ist.

Diskurse sind nach Foucault Systeme des Denkens und Sprechens. Sie bilden privilegierte Orte der sozialen Konstruktion. Ziel dieses Ansatzes ist es vor allem, dualistische Prinzipien unseres Denkens zu dekonstruieren. Wichtige Strömungen sind darüber hinaus der Kulturalismus, der inhaltlich weitgehend mit dem Sozialkonstruktivismus übereinstimmend und der Dekonstruktivismus, welcher dem Ansatz Derridas folgend, scheinbar Natürliches radikal in Frage stellt.

Die Dekonstruktion ist eine textuelle Strategie der Aufdeckung von Werten und Normen. Texte werden zerlegt, verschoben und gedeutet, bis sich das Ausgeschlossene erschließt und den Sinn durcheinanderbringt. Als Text werden alle menschlichen Ausdrucksformen verstanden.

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Dekonstruktivismus hat an sich nichts mit postmoderner Beliebigkeit gemein. Postmoderne Beliebigkeit meint die willkürliche Austauschbarkeit von Werten und Haltungen. Dekonstruktivismus, stellt dem Ansatz Derridas folgend, scheinbar Natürliches radikal in Frage. Die Beliebkeit ist darin keineswegs enthalten, im Gegenteil. Bedeutend ist dabei die Grundannahme der Konstruiertheit sozialer Realität.

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