Ich möchte einmal eine andere Interpretation anbieten als die des Schönredens, des Strohhalms, an den sich Trauernde klammern:

Der Spruch ist Ausdruck einer tiefen Unfairness, die Mascha Kaléko wie folgt ausdrückt:

Memento
Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang,
Nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
Allein im Nebel tast ich todentlang
Und laß mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
Der weiß es wohl, dem gleiches widerfuhr;
– Und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur,
Doch mit dem Tod der andern muß man leben.

In dem Weltbild, in dem Gott den Todeszeitpunkt bestimmt, bevorzugt er die, die vor ihren Lieben sterben.
Im Arabischen gibt es die umgekehrte Formulierung: "Ya'aburnee" - "Du begräbst mich". Oder weniger dramatisch ausgedrückt: Ich könnte es nicht ertragen, ohne dich zu leben.

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