@Dracn und @oopexpert

Also zum Thema Moral gilt nur für Menschen, weil nur Menschen moralisch handeln können, würde ich gerne folgendes ergänzen:

Wenn "wir" Menschen als einzige Spezies moralfähig sind, bedeutet das, dass wir dadurch in der Lage sind unser Handeln zu reflektieren. Es bedeutet, dass wir darüber nachdenken können, was gute und was schlechte Handlungsgründe sind. Das ermöglicht "uns" auch darüber nachzudenken, wie wir mit anderen Spezies umgehen wollen, ob dies nun auf Gegenseitigkeit beruht oder nicht, ist erstmal vollkommen irrelevant. Ich pflege ja auch Menschen mit starker geistiger Beeinträchtigung auch wenn diese selbst nicht moralfähig sind. Das Gleiche gilt für Kleinkinder, Säuglinge und demenzkranke Menschen. Die sind alle nicht moralfähig und trotzdem bin ich der Meinung, dass ich diese Menschen nicht ausbeuten, quälen oder allgemein schlechter als andere Menschen behandeln darf. De Facto sollte ich grade diese Menschen sogar mit besonderer Sorgfalt behandeln. Eben weil sie nur in eingeschränktem Sinne unabhängig und autonom sind. Sie können sich nicht (mehr) um sich selbst kümmern und haben dadurch einen (meiner Meinung nach) gerechtfertigten moralischen Anspruch auf meine Fürsorge und Unterstützung.

Was bedeutet das für unseren Umgang mit anderen Tieren? Also Tieren, die nicht der menschlichen Spezies angehören? Erstens, ist es sehr unplausibel zu sagen, dass ich dem Löwen gegenüber nicht moralisch handeln sollte, weil dieser kein Moralverständnis hat und mich möglicherweise töten würde. Moral hat nichts mit Gegenseitigkeit zu tun. Eben darin liegt ja der Witz der Moral. Wirklich "gute" Menschen werden sich auch den Menschen gegenüber gut verhalten, die sie schlecht behandelt haben bzw. werden ihnen nicht aus Rache auch etwas böses zu fügen. Der Mensch zeichnet sich ja grade dadurch aus, dass er nachdenken kann und nicht Gleiches mit Gleichem vergelten muss (das wusste sogar schon Jesus ;)). Natürlich beginnt die Moral mit dem Menschen und enden tut sie auch (zumindest gehen wir aktuell davon aus) mit der Spezies Mensch, in dem Sinne als das nur menschliche Wesen moralisch denken und handeln können. Trotzdem sehe ich darin keinen Grund, warum ich in meinen moralischen Überlegungen nicht auch nichtmenschliche Tiere berücksichtigen dürfte? @oopexpert schreibt zum Beispiel "Schließlich würde ich dich aus einem brennenden Haus als erstes retten, erst danach meinen Hund. Wenn ich nach dem Bewusstsein gehen würde, dann würde ich mich wahrscheinlich für meinen Hund entscheiden." Ich finde das zeigt genau, das eben auch nichtmenschliche Tiere Gegenstand moralischer Überlegungen sein können und häufig auch sind. Denn "Bewusstsein" ist eine moralische Instanz. Wenn ich ein schlechtes Bewusstsein habe, kommt das daher, dass ich glaube moralisch falsch gehandelt zu haben. Moral und Bewusstsein sind in diesem Sinne eng miteinander verknüpft und nicht trennbar. Was bedeutet das für mein Verhalten gegenüber dem Löwen? Nun erstmal nur, das wenn meine Handlungen den Löwen in irgendeiner Art und Weise betreffen könnten, ich darüber nachdenken sollte, ob ich es moralisch in Ordnung finde, wenn der Löwe darunter leiden würde, obwohl er es nicht müsste.

Natürlich gibt es Unterschiede zwischen (und innerhalb von) menschlichen und nichtmenschlichen Tieren, aber das bedeutet nur, dass ich eben auf jedes Individuum eingehen muss. Ich behandele ja auch keine zwei Menschen komplett gleich, nur weil sie Menschen sind.

Naja, ich wollte nur sagen, dass ich es für sehr unplausibel halte, den "Anwendungsbereich" der Moral auf Menschen zu beschränken. Hoffe das war hilfreich. Ansonsten gibt es auch noch weitere Gründe, die dafür sprechen auch andere Tiere in "unserem" moralischen Denken zu berücksichtigen.

LG

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