Lieber Lu0800,
Ich finde es Super, dass du dich engagieren möchtest.
Ich bin 13 und engagiere mich seit nun fast einem Jahr für Flüchtlinge. Als ich im letzten Oktober mit meiner Familie in Berlin einzog, und mich erst einmal richtig "integrieren musste", ahnte ich noch nicht, dass ich 2 Monate später auch Menschen helfen würde, die gerade neu in Deutschland ankommen. Letzten Dezember wurde in unser Nähe eine Turnhalle der Freien Universität umgestaltet zu einer Notunterkunft für Geflüchtete.
Meine Mutter machte während dieser Zeit eine Vankanzvertretung in der Kirchengemeinde in der nähe dieser Unterkunft. (Ja: Meine Mutter ist Pfarrerin). Wir sind dann Heilig Abend nach ihrem Gottesdienst in die Turnhalle gegangen, und haben den Menschen einfach gekaufte Orangen geschenkt. Sie haben sich sehr gefreut. Wir haben erste Kontakte mit der Security und der "Unterleinleitererin" geschlossen.
Wir wollten/mussten unbedingt weiterhelfen. Mit der Gemeinde haben wir einen Willkommensnachmittag am 29.12.2014 sehr kurzfristig organisiert. Im Gemeindehaus waren dann an dem Tag hunderte Menschen, und haben gesprochen, gegessen, getrunken, gebacken, gemalt, gestrickt, gespielt, gesungen, Theater gemacht, Deutsch gelernt und viele Freunde und Kontakte gefunden.
Der Deutschunterricht hat sich gleich am Silvester morgen fortgesetzt. Viele Ehrenamtliche Lehrer, darunter auch ich, haben Asylbewerber Deutsch beigebracht. Wir haben in den nächsten Wochen dann auch Spenden von Deutsch-lern-Materialien bekommen, um den Unterricht ein bisschen zu "professionalisieren".
Die Tradition der Begegnung mit Flüchtlingen hat sich auch weiter fortgesetzt. Nun gibt es in der Gemeinde jeden Freitag zwei Stunden "Sprachcafé", wo sich alle begegnen können. Der Ort ist in Berlin mittlerweile so bekannt, das zB. letzten Freitag mindestens 130 Menschen kamen.
Inzwischen wurden noch andere Wohnheime und/oder Notunterkünfte eingerichtet. Es kommen einfach immer mehr Menschen...
Mein Vater war vor drei Tagen gerade in Norddeutschland, um seine Eltern zu unterstützen, die mittlerweile schon sehr alt sind. Als er mit dem Zug über Hamburg zurückkam, hat er von Hamburg nach Berlin eine Gruppe von Flüchtlinge begleitet. Eine irakische Familie mit einem dreijährigen Sohn hat dann auch für eine Nacht bei uns übernachtet, weil es unmenschlich gewesen wär, sie um 21:00 vom Hauptbahnhof mit einer Adresse Richtung irgendeine Erstaufnahmeeinrichtung alleine zu lassen.
In meiner Schule entsteht gerade auch mit meiner Unterstützung eine AG, die sich mit solchen Frage beschäftigen, und Angeboten für Flüchtlinge anbieten wird. Wir sind eine Musik-betonte Schule, also kam die Idee, Kinder aus einem Heim mit in den Chor einzuladen.
... Ich könnte jetzt noch ganz viel schreiben :-)
DU kannst für Flüchtlinge ganz vielfältiges tun.
Oben sind ja schon einige Inspirationen. Da ich nicht weiß, wo du wohnst, kann ich dir jetzt nicht konkrete Hilfsprojekte, die es schon gibt vorschlagen, wo du dich engagieren kannst.
Auf dieser Karte von Pro Asyl findest du ganz viele Projekte in Deutschland, wo du dich auch mit für Flüchtlinge engagieren kannst.
Hier die Karte:
http://www.proasyl.de/de/ueber-uns/foerderverein/mitmachen/
Ich hoffe, ich konnte dir damit zumindest ein bisschen helfen. Ich muss jetzt los, du kannst mich aber bei Fragen gerne einfach kontaktieren.
Liebe Grüsse,
dein SuperMarsMensch aus Berlin!