Rache ist ein Ausdruck des Gerechtigkeitsempfindens. Wenn jemand Unrecht getan wurde, dürstet es uns nach einer ausgleichenden Gerechtigkeit. Ob man sie Rache, Vergeltung oder Gerechtigkeit nennt, ist einerlei. Sie ist ein ganz normaler Wunsch einer Person, der Unrecht angetan wurde.
Wir müssen allerdings aufpassen, dass wir dabei nicht zu weit gehen. In unseren aufgewühlten Gefühlen könnte es geschehen, dass wir ein zu hohes Strafmaß ansetzen.
Ein Beispiel: Indianer finden einen ihrer Krieger tot am Fuß eines Bergs, was sie in Wut versetzt. Um sich zu rächen, töten sie eine Farmersfamilie. Als die Weißen davon Wind bekommen, schicken sie eine Strafexpedition der Armee und löschen ein ganzes Indianerdorf aus.
Daran sehen wir, dass keine Gerechtigkeit vorhanden war: Die Sache schaukelte sich immer weiter auf, es gab mehr und mehr Tote. Das hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun! Gerecht wäre es gewesen, wenn der Mörder des Kriegers gefasst und, z. B. gehängt worden wäre.
DAS bedeutet die biblische Aussage "Auge für Auge, Zahn um Zahn, Leben für Leben". Hat man einem Menschen einen Zahn ausgeschlagen, musste man selbst einen Zahn geben. Hat man ihm ein Auge ausgestochen, musste man selbst ein Auge geben. Hatte man einem Menschen das Leben genommen, musste man sein eigenes Leben dafür geben. Dieser Grundsatz verhinderte, dass die Rache grausame Auswüchse annahm, wie im oben angeführten Beispiel.
Gott ist kein grausamer Rächer. Seine Vergeltung ist niemals ungerecht. Wenn wir Gott bitten, in einem uns wichtigen Fall die Rache zu übernehmen, dann wird dies weder zu streng noch zu lasch erfolgen, sondern in genau der richtigen und angemessenen Weise.
Allerdings haben die Menschen in der Regel kein Vertrauen in Gott. Sie bitten ihn nicht, "ihren Rechtsfall zu führen", sondern gehen vor menschliche Gerichte oder üben Selbstjustiz. Dadurch wird in den allerwenigsten Fällen Gerechtigkeit bewirkt.