Es mag unterschiedliche Definitionen von Kampfsport oder Kampfkunst geben. Ich halte die Unterscheidung von Kampfsport als etwas wo es Wettkämpfe und Sparring gibt und Kampfkunst als etwas wo es dieses nicht gibt für sinnvoll. Und dementsprechend ist Aikido natürlich kein Kampfsport sondern Kampfkunst.
Ich kann die Kritik von Kampfsport Betreibenden an den Kampfkünsten allgemein nachvollziehen, also dass es fraglich ist ob man ohne Sparring wirklich "kämpfen lernen" kann. Andererseits ist Kampfsport immer nach einem Regelwerk, welches es "auf der Strasse" nicht gibt. Am besten wäre es wahrscheinlich beides zu machen.
Auch die Kritik an Aikido im Speziellen kann ich nachvollziehen, besonders wie es von den meisten Verbänden / Stilen heute gelehrt wird. Kennengelernt habe ich es im DAB als "Kunst sich zu verteidigen möglichst ohne den Angreifer schwer zu verletzen". Dementsprechend waren Atemi (Schläge auf empfindliche Körperstellen) dort verpönt. Es gibt aber auch etwas "härtere" Stile, die noch näher am Ursprung, dem Daito-Ryu Aikijujutsu sind und bei denen Atemi eine große Rolle spielen. Mitunter wird es im Aikikai wohl auch noch so gelehrt, da kommt es immer auf die Gruppe an. In dem Buch "Budo" von O Sensei Morihei Ueshiba sind auch viele Atemi zu sehen und es gibt auch Aufnahmen von ihm aus späteren Jahren, auf denen noch Atemi zu sehen sind.
Grundsätzlich würde ich sagen, dass Aikido bei Greif-Angriffen sehr effektiv sein kann. Aus Schlagangriffen in Hebel zu kommen dürfte immer schwer sein, besonders ohne Anwendung von Atemi, da könnten eher die Würfe hilfreich sein. Testen musste ich es zum Glück noch nie.
Persönlich habe ich mit Aikido angefangen um zu mehr innerer Ruhe zu kommen, wenn Leute möglichst schnell etwas zur reinen Selbstverteidigung lernen wollen würde ich wahrscheinlich selbst zu etwas anderem raten.