ich fühle mit den Angehörigen mit. Mir tut besonders das Schicksal der jungen Nichte leid.
Es ist traurig wie 'einfach' es sich die Krankenkassen machen um Geld zu sparen. Würde man einen Angehörigen ins Heim abgeben, müsste die Kasse ein Vielfaches bezahlen. Pflegt man aber einen Angehörigen selbst, werden einem Steine in den Weg gelegt, wo es nur geht.
Meinem Vater, der 'rund um die Uhr' pflegebeduerftig ist, wurde die Pflegestufe 3 verweigert, da wir ja laut MDK (bzw. der Auslegung der Krankenkasse) nur 2 Stunden täglich auf seine Pflege verwenden.
Damit komme ich zu einem Punkt der mir ganz besonders am Herzen liegt.
Viele schreiben: Der Patient hatte gerade an dem Tag, als das MDK da war, zufällig einen guten Tag.
Das war bei der Begutachtung meines Vaters genauso.
Die MDK Dame forderte ihn auf, aufzustehen, was er auf Anhieb machte als wäre es die einfachste Sache der Welt. Normalerweise 'wippt' er erst mal 5 Minuten, bis er sich schliesslich ganz zittrig hinstellt und Sekunden später wieder zurück aufs Bett fallen lässt. Das wiederholt sich etliche Male, bis man ihm hilft, oder er sich wieder hinlegt.
Er wurde nach seinem Geburtsdatum gefragt, was er nach einer Korrektur richtig benennen konnte.. so als wäre er etwas vergesslich, aber ansonsten vollkommen klar im Kopf.
Im Alltag reagiert er nur teilweise überhaupt auf Fragen, redet mit imaginären Personen und Tieren, bildet sich permanent ein irgendwelche Insekten würden um sein Bett krabbeln.
Er wurde gefragt nach dem aktuellen Jahresdatum.
Hat er sofort gewusst. Im Alltag ruft er oft lange nach seiner verstorbenen Frau, oder bildet sich ein er heirate seine Freundin (die ihn schon lange verlassen hat); oder er muss irgendwelche Papiere ausfüllen oder sein Auto irgendwo parken.
Um es kurz zu machen: Ein Mensch der im Alltag, voll pflegebedürftig und sehr schwierig (psychische Aspekte betreffend) ist, zeigt sich bei der Begutachtung, wie ein leicht 'tüttelicher' Mensch, der halt etwas Unterstützung benötigt.
Der fatale Punkt ist: Das ist (meist) gar kein Zufall!
Patienten reagieren in Ausnahmesituationen (in diesem Fall: unbekannte fremde Person) anders!
Und das ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern, das hat mir unsere Hausärztin erklärt.
Sie hat mir als Beispiel einen Film beschrieben (ich glaube mit Dustin Hoffman), worin, ein lange Zeit bettlägriger Patient, auf Grund eines Feuers im Krankenhaus, plötzlich aufsteht und nach draussen rennt. Er wurde danach von den Schwestern geschimpft, weil er ihnen angeblich seine Bettlägrigkeit ja nur vorgemacht hätte...... was aber nicht der Fall war. Ungewohnte, bzw emotionale Ereignisse können abweichende Gehirnregion stimulieren, welche dann auch abweichende Reaktionen, bzw Fähigkeiten hervorrufen können.
Es ist also sehr wahrscheinlich, dass ein Gutachten, zum Nachteil der Einschätzung, verfälscht ausfällt.
Ein Punkt am Rande noch.....
Viele Leute schliessen eine Zusatzversicherung ab, welche Zusatzleistungen bei Pflegestufe 3 garantiert. Man denkt sich: "wenn ich dann mal so richtig hilflos und pflegebedürftig bin, soll meine Pflege gewehrleistet sein."
Leider ist so ziemlich niemandem klar (bei Abschluss so einer Zusatzversicherung), dass auch schon 24 Stunden Betreuung erforderlich ist bei Pflegestufe 2...... und dass warscheinlich 99% aller pflegebedürftigen Patienten sterben, bevor sie auch nur den Hauch einer Chance auf Pflegestufe 3 haben.
Also mein Tip: Zusatzversicherung grundsätzlich nur ab Pflegestufe 1 oder 2, auch wenns mehr kostet. Zusatzversicherung für Stufe 3 ist so effektiv, wie ins Klos spülen.... dann lieber ins Sparschwein oder spenden.