Dies war eine Stelle, mit der ich auch so meine Probleme hatte. Denn hier hat Christus das mosaische Gesetz noch verschärft, um deutlich zu machen, dass es sich bei der Ehe NICHT in erster Linie um eine wirtschaftliche oder rein sexuelle Zusammenkunft handelt - sondern dass die Liebe zwischen Mann und Frau, die Leben hervor bringt, eben analog ist zur Liebe Gottes mit seiner Schöpfung, aus der ebenfalls das Leben entstand.

Im Grunde wird die Ehe emotionalisiert. Bei Moses macht es noch Sinn, aus wirtschaftlichen Gründen zu heiraten, denn, wenn einem die Frau irgendwann nicht mehr gefällt, kann man sich scheiden lassen (Dtn. 24,1f). Dem wirkt Jesus entgegen, sicherlich aus dem Bewusstsein einer idealen Liebe heraus, von de ich zwar glaube, dass es sie gibt, von der ich aber nicht glaube, dass sie die Regel ist. Eine solche Liebe würde aber, Gebot hin oder her ohnehin nicht enden, weswegen also das Gebot so gesehen sinnlos wäre - aber wie Evangelista sagte, sprach er zu hinterlistigen Phariäern, unemotionalen Menschen, Schriftgelehrten, denen der Wortlaut des Gesetzes wichtiger war als das Leben.

Darüber hinaus muss diese Stelle im Zusammenhang mit dem gesehen werden, was über den Ehebruch ausgesagt wird. Bei Moses (Dtn. 22,13ff) steht auf jede Form des Ehebruchs der Tod. Jesus relativiert das bei Joh 7,53ff. Der Ehebruch bleibt zwar Sünde, ist aber nicht mehr Mt dem Tode zu ahnden.

Unter der Vorraussetzung, dass der Ehebruch weltlich nicht geahndet wird und vorehelicher Verkehr ebensowenig, kann ich die Stelle um des Ideals der Liebe Willen akzeptieren. Wenn sie allerdings dahingehend ausgelegt wird, dass der Mensch bei jedem Fehltritt aus der Gesellschaft ausgestoßen wird, halte ich sie für hoch problematisch.

Ich hatte einmal den Wunsch, niemals wieder von einer Person getrennt zu sein. Und das es nicht funktionierte, empfinde ich heute noch als unendlichen Verlust. Dahin gehend verstehe ich Christus.

Ich hatte allerdings auch wunderbare Augenblicke mit Menschen, bei denen eine solche Verbundenheit nicht da war - also muss ich ihm auch widersprechen - denn es gelang mit erst, das eine vom anderen zu unterscheiden, nachdem ich beides erlebt hatte.

...zur Antwort
Weitere Inhalte können nur Nutzer sehen, die bei uns eingeloggt sind.