»völlig naiv ins Unglück«
Marcia und Floor sind beste Freundinnen. Obwohl sie sehr unterschiedlich sind, gehören sie zusammen. Während Marcia jedoch ganz ihren Internetbekanntschaften aufzugehen scheint, ja sogar ihren Freund via Internet gefunden hat, hat Floor mit Jungs noch nichts zu tun. Durch Marcia findet jedoch auch sie immer mehr Gefallen daran, über das Internet Freunde zu finden. Als beide von einer Modelagentur zu einem Fotoshooting eingeladen werden, ahnen sie nichts Böses und machen sich auf den Weg.
Die Geschichte beginnt mit dem Danach. Marcia und Floor werden völlig verstört und scheinbar unter Drogen gesetzt an einer einsamen Bushaltestelle aufgelesen. Etwas Schlimmes ist ihnen widerfahren, doch was genau geschehen ist, erfährt man erst in den folgenden Kapiteln.
Zwei Wochen zuvor … Die Welt ist noch in Ordnung, und Marcia führt Floor euphorisch in den nutzbringenden Gebrauch von Chatrooms, Messengers und Communitys ein.
Schnell wird deutlich, wie naiv Marcia und wie unwissend Floor ist. Der Leser weiß natürlich durch den Beginn des Buches bereits, dass Schlimmes geschehen wird. Daher ist es umso erschreckender, wie naiv die Mädchen ihr Vertrauen in Personen setzen, die sie persönlich gar nicht kennen. Aufreizende Fotos werden verschickt, und Marcia zieht sich sogar vor der Webcam aus!
Als Floors gutgläubige Mutter vom Angebot der Modelagentur erfährt und sich wie verrückt für ihre Tochter freut, nichts Unseriöses an diesem Angebot sieht, kann man nur irritiert die Stirn runzeln.
Auch wenn die Sache nicht tragisch ausgehen würde, erzählt Helen Vreeswijk doch so gewitzt, dass man in jedem Chat und in jeder E-Mail böse Absichten vermutet. Überaus geschickt spinnt sie das Netz aus diversen Internetbekanntschaften um die Mädels und lässt sie ins Unglück laufen. Als Leser schwankt man zwischen Kopfschütteln, Sorge und Fassungslosigkeit. Je näher das Unglück rückt, desto mehr wünscht man, dass beide endlich aufwachen. Dies geschieht natürlich nicht, und dann ist es zu spät.
Aus Opfer- und aus Tätersicht erfährt man nun, was passiert ist. Und bis zum Ende des Buches hofft man anschließend, dass die Täter gefasst und bestraft werden.
Helen Vreeswijk arbeitete als Kriminalbeamtin und Fingerabdruckexpertin bei der niederländischen Kriminalpolizei. Ihre Bücher beruhen auf realen Fällen.
Doch nicht nur die Gewissheit, dass hier eine Autorin ganz genau weiß, wovon sie schreibt, auch ihr eindringlicher Schreibstil und ihre Fähigkeit, völlig authentische Charaktere zu entwickeln, machen dieses Buch zu einer spannenden und vor allem aufrüttelnden Lektüre.
FAZIT
Helen Vreeswijks erster Jugendroman ist nicht nur problemorientierte Lektüre, sondern als Jugendroman verpackter Ratgeber über die Gefahren von Chatrooms & Co.
Einzigartig ist, dass die Autorin ihr schriftstellerisches Talent mit ihrem kriminalistischen Fachwissen mischt. »Chatroom-Falle« sollte Pflichtlektüre für jeden Teenager sein, der im Internet unterwegs ist.
Ist das ok?