Eindeutige Beweise, dass etwas NICHT existiert, kann es nur in der Logik und Mathematik geben (man kann zum Beispiel eindeutig beweisen, dass es kein viereckiges Dreieck geben kann – einfach weil das der Definition von „Dreieck“ widersprechen würde).

Bei kontingenten Sachverhalten (also solchen, die „theoretisch“ – also logisch und mathematisch – so oder so sein könnten) hilft nur eins: empirische Beobachtung. Dass es Gorillas gibt und Einhörner wahrscheinlich nicht gibt, können wir sagen, weil Gorillas beobachtet wurden, Einhörner bisher aber noch nicht. Du siehst bei der NICHT-Existenz muss man immer ein „wahrscheinlich“ und „bisher“ hinzufügen, weil sich die Nicht-Existenz z.B. von Einhörnern nicht eindeutig beweisen lässt. Denn es ist theoretisch denkbar, dass schon morgen ein Einhorn entdeckt werden könnte, und dann wüssten wir, dass es auch Einhörner gibt.

Dass gleiche gilt für Telepathie und Telekinese: Die Wissenschaft testet sie durch empirische Beobachtung. Die historisch früheste Form war die Einzelfallbeobachtung – z. B. von sogenannten Spuk- oder „poltergeist“-Fällen. Das ist etwas schwierig, weil Telepathie und Telekinese meistens spontan und unvorhersehbar auftreten und man daher meist auf die Aussagen der zufällig anwesenden Augenzeugen angewiesen ist, die theoretisch natürlich auch lügen oder sich geirrt haben könnten. Aber auch hier kann man unter Umständen detektivisch oder forensisch vorgehen (d.h. wie ein Richter vor Gericht, der ebenfalls Zeugenaussagen bewerten und abwägen muss).

In ganz seltenen Fällen können Telepathie und Telekinese aber auch mehr oder weniger „willkürlich“ und wiederholbar auftreten, und dann unter mehr oder weniger kontrollierten Bedingungen beobachtet werden. Das setzt allerdings die Verfügbarkeit ganz besonders begabter Individuen voraus, die man früher „Medien“ nannte. Hier sind zum Beispiel die systematischen Beobachtungen von Eugene Osty mit dem Medium Rudi Schneider zu nennen (https://psi-encyclopedia.spr.ac.uk/articles/rudi-schneider-investigated-eugene-osty) oder die von William Crookes mit dem Medium Daniel Dunglas Home (https://people.wku.edu/charles.smith/wallace/zCrookes1890JSocPsyRes.pdf). (Für ein neueres Beispiel siehe hier: https://www.scientificexploration.org/docs/31/jse_31_2_Gimeno.pdf )

Weil aber 1.) solche besonders begabten Medien sehr selten und nicht beliebig verfügbar sind; und es 2.) sehr häufig zu Betrügereien kommt, gibt es seit Joseph B. Rhine (seit ca. 1930) ein weiteres Forschungsparadigma, nämlich die statistisch ausgewertete Reihenuntersuchung mit ganz „normalen“ Probanden.

Hier z.B. eine Zusammenfassung der experimentellen Laborforschung zur „Telekinese“ (bw. „Psychokinese“, wie man auch sagt):

https://psi-encyclopedia.spr.ac.uk/articles/psychokinesis-research

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Ich bin mir sicher, dass diese Dunkelziffer sehr hoch ist. Weil es aber eben eine Dunkelziffer ist, lässt sich per definitionem nur schwer schätzen, wie hoch diese ist.

Aber eine repräsentative Bevölkerungsumfrage in Deutschland (Gesamtstichprobe = 1510 Bundesbürger über 16 Jahre) hat Ende des 20. Jahrhunderts – jetzt also auch schon bald 25 Jahre her, aber ich vermute mal, die Prozentzahlen werden sich nicht groß geändert haben – also eine repräsentative Umfrage in Deutschland hat um 2000 ergeben, dass 75 % der Bevölkerung schon mal „außergewöhnlichen Erfahrungen“ gemacht hat. Es ging in der Umfrage, wie gesagt, nicht um den „Glauben“ an Paranormales, sondern um eigene, selbst gemachte „außergewöhnliche Erfahrungen“, wobei unter „außergewöhnlich“ aber auch solche Erfahrungen wie Déjà-vu (51 Prozent) oder „verblüffende Fügungen“ (40 Prozent) subsumiert waren, die sich leicht auch nicht paranormal erklären lassen. Aber selbst wenn man nur die ‚klassischen Psi-Erfahrungen‘ (Wahrtraum, Erscheinung, Ankündigung und Spuk) nimmt, erlebten immerhin noch 51 % der Befragten mindestens eines dieser außergewöhnlichen Phänomene.

https://www.anomalistik.de/images/pdf/zfa/zfa2008_123_098_schmied-knittel.pdf

Wenn man diese repräsentativen Zahlen auf die Gesamtbevölkerung hochrechnet, sind es also viele Millionen Menschen, die so etwas schon mal erlebt haben. Aber in der Öffentlichkeit oder der medialen Berichterstattung spiegelt sich das so gut wie nicht wieder. (Bzw. nur im fiktionalen Bereich, der aber eben dadurch, dass er sich als Fiktion zu erkennen gibt, das Paranormale wieder von der Wirklichkeit abrückt. Selbst in den wenigen Sendungen, die sich nicht fiktional, sondern dokumentarisch mit dem Themenbereich beschäftigen, wird oft das ästhetische Repertoire des „Gruselfilms“ bedient, und damit das Thema ebenfalls ins Fiktionale verschoben.)

Das Problem ist, dass sich so eine „Spirale des Schweigens“ entwickelt: Weil so wenige sich trauen, darüber zu erzählen, weil sie sonst als „Spinner“ dastehen würden, entsteht der falsche Eindruck, dass solche Erlebnisse viel, viel seltener seien, als sie in Wirklichkeit sind, und nur einige wenige „Spinner“ so etwas erleben würden. Und weil dieser Eindruck entsteht, trauen sich eben nur wenige Menschen über ihre eigenen Erfahrungen zu berichten, weil man sie sonst zu diesen wenigen „Spinnern“ zählen würde. Usw.  

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