Grundsätzlich ist die Idee nicht schlecht und auch nicht neu, es gibt aber einige zentrale Probleme.
Das einzige derzeit fahrende Containerschiff mit Nuklearantrieb ist die "Sewmorput" die durch Rosatomflot betrieben wird, die auch die Atomeisbrecherflotte für den nördlichen Seeweg betreibt und derzeit mit neuen Schiffen erneuert.
Das generelle Prinzip dieser nuklear angetriebenen Schiffe unterschiedet sich zum Kernkraftwerk nur hinsichtlich dessen, dass der Reaktor eine flexible Fahrweise aufweisen muss, was diese Reaktortypen auch tun die dort eingesetzt werden. Ansonsten wird ganz normal der Dampf genutzt um eine Turbine anzutreiben, diese erzeugt Elektrizität und liefert im Endeffekt dann den Strom für einen großen Elektromotor, an dem die Schiffsschraube hängt.
Soweit so gut, allerdings gibt es im internationalen Seerecht nur einen kleinen Abschnitt, der nuklear angetriebenen Schiffen im zivilen Bereich gewidmet ist, das heißt es gibt zwar generelle Vorschriften die alle Staaten soweit akzeptieren, aber zentrale Fragen sind nicht geklärt. Die Sewmorput entspricht als einziges nukleares Schiff weltweit dieser Anforderung, darf aber beispielsweise auch nicht in Hamburg einlaufen, dazu gab es mal Untersuchungen weil man das tatsächlich plante, weil das deutsche Atomrecht vorsieht, dass die Reaktoranlage in Deutschland entsprechend lizenziert werden muss. Heißt es müsste für die Anfahrt ein Genehmigungsverfahren eingeleitet werden. Das dauert Jahre.
Und wenn das schon nicht genug war, müsste das tatsächlich die Sewmorput für jede Anfahrt in Hamburg machen, da ja die Hoheit über die technische Anlage Russland hat und eventuell etwas modifiziert wurde, weshalb dann wieder von 0 angefangen werden müsste.
Das wäre der eine Teil, der andere Teil ist, dass es keine Regelung gibt im Falle eines Reaktorunfalls im Hafen, wer dann dafür aufkommen müsste mit all seinen Folgen. Das war beispielsweise auch der Hauptgrund, weshalb die deutsche Otto Hahn oder die japanische Mutsu als zivile Schiffe die meisten Häfen nicht anfahren konnte. Ähnliche Probleme gab es auch bei der Sewmorput bei ihren ersten Reisen von Murmansk über Wladiwostok nach Vietnam.
Das sind so die ungeklärten rechtlichen Fragen. Aus diesem Grund gibt es auch seitens Norwegen immer wieder eine Begleitung der Küstenwache, wenn die Sewmorput von Murmansk zur Wartung oder für den Transport von Fracht nach Sankt Petersburg fährt. Also in Russland selbst von Hafen zu Hafen ist das kein Problem, zu anderen Staaten ist die Sache ungeklärt.
Jetzt kommt der generelle Teil, warum es sich nur bedingt lohnt: Durch die Reaktoranlage und Turbinenanlage ist so ein Schiff im Bau viel teurer als ein konventionelles Schiff. Zwar relativieren sich die Kosten dann durch den billigeren Kernbrennstoff, allerdings ist diese große Investition beim Bau für Reedereien nur dann sicher, wenn das Schiff voll ausgelastet ist. In der heute globalisierten Welt mag das zwar möglich sein, aber die Kosten sind dennoch relativ hoch. Das führte auch in den 1980ern, als das deutsche Schiffskonzept für das Nuclear Container Ship 80 (kurz NCS 80) nach einen Reeder suchte, sich aber keiner finden ließ. Das würde auch heute ein ähnliches Problem sein.
Nukleare Schiffe eignen sich ansonsten nur für den Einsatz in dafür spezialisierte Gebiete. Die Sewmorput ist beispielsweise mit einen Eisbrecherrumpf ausgestattet und kann 1 Meter dickes Eis brechen, was für die meisten Arktis-Expeditionen ausreicht und der Antrieb zudem genug Leistung bringt sodass sich der Einsatz dort lohnt. Ähnlich wird sie auch dieses Jahr erstmals den Südpol ansteuern, dort macht es auch durchaus Sinn. Für den generellen Einsatz solcher Schiffe müssten aber in der zivilen Schifffahrt erst international eine einheitliche Regelung festgelegt werden. Das ist derzeit nur bedingt absehbar, da aber derzeit neben China auch die USA den Einsatz von Atomeisbrechern für die nördlichen Seewege des Planeten planen, könnte sich hier etwas tun. Ich würde aber nicht zu viel erwarten.
In Russland gibt es ansonsten noch vier neue Projekte ziviler Schifffahrt, die mit nuklearen Antrieben erwogen werden. Das sind einmal die neuen Atomeisbrecher des Typs LK-60Ya, sowie der größere Atomeisbrecher des Typs LK-120Ya. Etwas wage aber ebenfalls untersucht werden einmal ein LNG-Tanker in der Form eines U-Boots für die Arktis, da man damit unter dem Eis durchtauchen könnte um das LNG abzutransportieren (seitens der russischen Regierung wurde der Bau einer Pipeline in der Arktis aus Umweltschutzgründen verboten), sowie ein kleiner Eisbrecher für Expeditionen von Forschungsinstituten.