Glaube wird ausgenutzt und benutzt - wie ernstzunehmen ist der Glaube also?

Erstmal möchte ich eine Triggerwarnung für Rituelle Gewalt, Sekten und Missbrauchsopfer setzen!

Nun zu meiner Frage:

Es gibt Glaubensgemeinschaften und Sekten, die Kinder und generell Menschen missbrauchen und mit Ritueller Gewalt systematisch quälen. Kinder werden erst gequält und dann getötet, um sie zu opfern und damit eine höhere Ebene oder wassuchimmer zu erreichen.

Die Grundlage solcher Taten ist, dass Menschen an etwas glauben, das ein einzelner, sehr gestörter Mensch aufgebaut hat. Und dass systematische Gewalt nicht human und sicher nicht im Sinne des eigentlichen Christentums ist, ist hoffentlich allen klar. Ich bin mir sicher, dass jeder Gläubige sich weit von solchen Sekten und Gruppierungen distanziert.

Die Frage ist aber: Solche Gruppierungen glauben auch an etwas, das nicht...greifbar ist. Menschen schließen sich dann diesem Glauben an. Die nicht gewalttätigen Gläubigen, die das verurteilen, glauben doch aber auch an was nicht-greifbares.

Jemand, der psychotisch ist und sich sicher ist, dass Adolf Hitler noch lebt und in den USA Menschen über Handyladekabel abhört, wird belächelt. Weil man weiß, dass das nicht realistisch ist.

Ich möchte nicht, dass Gläubige belächelt werden, aber wieso ist das Gottglauben das in Ordnung und wird toleriert, geschützt und gefördert?

Wie geht es euch Gläubigen damit, euch distanzieren zu müssen? Wo macht ihr die Unterschiede begreifbar? Auch die "klassische" Bibel macht Vorgaben. Für die meisten Atheisten ist die Bibel einschränkend. Die rituelle Gewalt hat auch Vorgaben. Schränkt auch ein. Und es wenden sich auch Menschen vom Glauben ab. Zeugen Jehovas sind da ein starkes Beispiel. Für sie ist es zu einschränkend, ohne dass es klassische Rituelle Gewalt ist. Und sie wenden sich ab.

Ich frage mich, wie Gläubige mit solchen Dingen, die unter dem Sammelbegriff "Glauben" fallen, umgehen.

Christentum, Atheist, Gott, Blickwechsel
Nicht-gläubig sein "besser" als den Glauben zu verlieren?

Vorweg: Ich bin Atheistin und möchte hier nicht bekehrt werden. Und ich möchte nicht, dass Gläubige oder Nichtgläubige hier abgewertet werden. Ich verstehe Gläubige nicht, aber das muss ich nicht, um sie zu respektieren.

Ich habe gerade bei "Grey's Anatomy" die Folge geguckt, in der April ihren Glauben verliert. Auch bei "Scrubs-Die Anfänger" gibt es eine Folge, in der Turk sich verlassen fühlt. Beide Charaktere stürzen in eine tiefe Sinnkrise.

Und trotz dass ich nicht gläubig bin, kann ich diesen Schmerz nachvollziehen. Vielleicht ist es Empathie, vielleicht ist es aber auch was, was nicht gläubige Menschen auch erleben, wenn auch in anderen Kontexten.

Und gerade kam mir die Frage auf...ist es nicht...schmerzfreier, gar nicht erst zu glauben als diese Krise erleben zu müssen? Ich weiß, dass die meisten Christen Phasen des Zweifels haben. Keine Ahnung wie das bei Moslems ist. Aber zwischen "Zweifel" und "Glaube verlieren" ist ein Unterschied. Ich glaube, dass man sich nicht aussuchen kann, ob man glaubt oder nicht. Für mich ist das wie Transsexualität und Homosexualität. Entweder man ist es, oder nicht. Beim Glauben spielt irgendwo sicher noch Erziehung eine Rolle. Aber es genug Missbrauchsopfer, die trotzdem gläubig sind, es gibt genug Erwachsene, die später erst zum Glauben finden. Ich glaube, man ist entweder gläubig, oder eben nicht.

Also ist das keine logische Frage. Ich weiß. Aber ich bin eifersüchtig auf Gläubige. Die vertrauen auf wasauchimmer, empfinden ein anderes "Ich werde geliebt"-Gefühl als ich, fühlen sich geborgen und angeleitet. Wenn ich die Regeln, Ansichten und Ungereimtheiten außer Acht lasse, und nur das Gefühl betrachte, dann bin ich eifersüchtig. Ich hätte das auch gern.

Aber als ich dann eben die Folge sah, als ich Aprils Schmerz sah...und ich kenne die Folgen schon und weiß, wie ihre Krise sich entwickelt...das ist furchtbar schmerzvoll. Und ich frage mich, ob das ein Punkt ist, der mich trösten kann. Diesen Schmerz, den April nun spürt, den werde ich in dieser Intensität nie spüren müssen. Ich laufe nichtmal Gefahr, sowas spüren zu müssen.

Und ich schäme mich dafür, muss aber zugeben, dass mich das gerade tröstet. Ich habe schon so viel Schlimmes erlebt im Leben und bin immer noch in Therapie deswegen. Aber das, was April durchmacht, kann mir nicht passieren.

Wäre ich gläubig, hätte ich mich schon als Kind von Gott verarscht und verlassen gefühlt. Und Gott kann mir nichts mehr anhaben. Er kann mir nicht diesen Schmerz zukommen lassen. Weil es ihn nicht gibt und ich diese Sinnkrise nicht durchstehen muss. Und das tröstet mich.

Mich würde interessieren, ob andere auch solche Gedanken haben. Ob andere sich auch damit beschäftigen und auseinandersetzen. Ob Gläubige, die vom Glauben abgekommen sind, das überwunden haben und das, was sie im Glauben finden, wiedergefunden haben.

Egal woher man dieses Gefühl bekommt, das Gläubige durch ihren Glauben bekommen - Alle Menschen sollten sich bedingungslos geliebt, beschützt und begleitet fühlen. Unabhängig davon, ob und an was sie glauben.

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