Definitiv Ja: obwohl Dominanten in Molltonarten häufig verdurt sind, können sie auch als Mollakkorde auftreten. "nein, die Dominante steht immer in Dur." ist leider eine falsche Antwort! Ob eine Dominante ein Dur- oder ein Mollakkord wird, hängt nur davon ab, wohin sich der Ton bewegt, der ihre Terz bildet.

Also: Dominanten sind immer Akkorde auf der 5ten Stufe einer Tonleiter. Die Terz der Dominante ist demzufolge immer die 7te Stufe dieser Tonleiter. Immer wenn diese 7te Tonleiterstufe in eine 8te=1te Tonleiterstufe aufwärts fortschreitet, wird sie zum Leitton erhöht und es entsteht eine verdurte Dominante. Wenn sie stattdessen absteigt, bleibt sie natürlich (also nicht erhöht), und die Dominante bleibt ein Mollakkord.

Kirchentonarten spielen dabei gar keine Rolle. Mehrstimmige Kompositionen, die in einer Kirchentonart notiert sind, enthalten in vergleichbaren Situationen genauso Leittöne, die bei funktionaler Deutung der entstehenden Akkorde auch zu verdurten Dominanten führen.

Bei einer 4-Akkorde-Standardkadenz (Tonika, Subdominante, Dominante, Tonika) hat eine der drei Oberstimmen zwingend den Verlauf 8-8-7-8, und weil die 7te Stufe dabei zur 8ten führt, entsteht immer ein Leitton, und daher ist die Dominante in dieser Kadenzform immer verdurt. Die vier Akkorde so einer E-Moll-Kadenz lauten also E-Moll, A-Moll, H-Dur, E-Moll und nie anders.

Trotzdem gibt es Molldominanten; sie entstehen, wenn eine Stimme aus der 8ten Stufe über die 7te in die 6te und weiter zur 5ten Stufe fortschreitet. Beispiel: E-Moll, H-Moll mit d im Bass, A-Moll mit c im Bass, H-Dur.

Andersherum und aus derselben Logik heraus können in Molltonarten sogar verdurte Subdominanten vorkommen, nämlich wenn eine Stimme aus der 5ten Stufe über die erhöhte 6te in die erhöhte 7te und weiter zur 8ten Stufe fortschreitet. Beispiel: E-Moll mit Spitzenton h, A-Dur mit Spitzenton cis, H-Dur mit Spitzenton dis (und Basston fis und Sept a statt Grundton h; zur Vermeidung von Satzfehlern), E-Moll mit Spitzenton e.

Die vielzitierten drei verschiedenen Molltonleitern ("natürlich", "melodisch", "harmonisch") sind in keinem Fall Ursache der Leittöne, sondern deren Folge; und schon gar nicht kann mensch sich aussuchen, welche Art Molltonleiter mensch als Grundlage der Kadenz nimmt, sondern die Stimmführungsregeln entscheiden, welche Tonvarianten vorkommen. Entsprechend ist "melodisch" Moll eine unnötig vereinfachende Sichtweise auf die melodischen Bewegungsmuster in Molltonarten. "Natürlich" Moll gibts in der Praxis eigentlich gar nicht, und "harmonisch" Moll wird höchst selten als Tonfolge gebraucht (die übermäßige Sekund klingt zu exotisch), sondern ist eigentlich nur der Tonvorrat, der entsteht, wenn die in einer 4-Akkorde-Standardkadenz enthaltenen Töne aufgereiht werden. Diese drei Moll-Leitern sind eigentlich nur ein hilfloses und problematisches Konstrukt, um Mittelstufenschüler vor der Komplexität real existierender Kompositionen zu bewahren...

...zur Antwort

Soweit hast Du schon mal recht: Tonika ist der F-Dur-Dreiklang (mit den Tönen f - a - c), Subdominante ist der B-Dur-Dreiklang [@Allentown: KEINESFALLS H-Dur; guck mal auf den Quintenzirkel!] (b - d - f), Dominante ist der C-Dur-Dreiklang (c - e - g).

Bis hierher war alles eine Frage der Harmonielehre. Die sagt uns aber nur, aus welchen Tönen ein Akkord besteht, jedoch nicht, wie sich diese Töne "richtig" ins Klavier oder auf die Stimmen eines 4stimmigen Chores zu verteilen. Dafür brauchen wir noch Stimmführungsregeln. Die wichtigsten drei lauten (in Schlagworten): Keine Quintparallelen, keine Oktavparallelen, kürzester Weg.

Standardfall ist der vierstimmige Satz; dabei haben wir eine Bassstimme (Klavier linke Hand) und drei Oberstimmen (Klavier rechte Hand). Die Bassstimme spielt in so einer vierakkordigen Standardkadenz immer die Grundtöne, in unserem Beispiel also f - b - c - f. Die Regel des kürzesten Weges hat für Basstimmen keine Gültigkeit.

Für die drei Oberstimmen aber schon! Die rechte Hand ist faul und möchte sich so wenig wie möglich bewegen. In der Konsequenz führt dass dazu, dass Töne, die in beiden aufeinanderfolgenden Akkorden enthalten sind, liegen blieben. Und die anderen Stimmen bewegen sich schrittweise (also eine große oder kleine Sekund auf- oder abwärts) oder höchstens mal eine (große oder kleine) Terz.

Nehmen wir an, wir hätten auf der Tonika in Oktavlage angefangen, also höchster Ton f und darunter dann c und a. Der nächste Akkord (zu verteilende Töne: b - d - f) enthält wieder ein f, also bleibt der höchste Ton liegen. Darunter brauchen wir das d, also geht die zweitoberste Stimme vom c ins d. Und die drittoberste Stimme geht vom a ins b. Der kürzeste Weg zum nächsten Akkord (c - e - g) wäre, dass alle drei Stimmen einen Schritt nach oben machen. Das hätte aber gerade die verbotenen Quint- und Oktavparallelen zur Folge! Deshalb muss sich von der Subdominante zur Dominante die rechte Hand im Standardfall nach unten bewegen: Oberste Stimme von f nach e, zweitoberste Stimme von d nach c, und die drittoberste Stimme muss sogar springen: vom b ins g. Zum Schlussakkord (f - a - c) bleibt diesmal das c liegen, während sich die beiden anderen Stimmen einen Schritt nach oben bewegen und wieder die Lage des Anfangsakkordes erreichen.

War das halbwegs anschaulich beschreiben? Zur Verdeutlichung hänge ich eines meiner Unterrichtsblätter an. Die beschriebene Kadenz (F-Dur Oktavlage) findest Du in der zweiten Akkolade im ersten Takt.

...zur Antwort

Mit "E-Dur+" ist wohl der übermäßige Dreiklang auf E gemeint. Übermäßige Dreiklänge bestehen immer aus zwei großen Terzen; von e aus gerechnet also e - gis - his (his lässt sich enharmonisch zu c verwechseln, dann hieße die Terzschichtung c - e - gis, und der Akkord müsste als C-Übermäßig bezeichnet werden; wenn dann noch das gis enharmonisch zu as verwechselt wird, ergibt sich as - c - e, also As-Übermäßig - alle drei Akkorde sind tastengleich, streng betrachtet aber unterschiedlich).

"E-Moll+" könnte entsprechend ein Dreiklang mit kleiner Terz und übermäßiger Quint sein, das wäre also e - g - his, aber dieser Akkord gibt nicht allzuviel harmonischen Sinn (wenn das his enharmonisch wieder zu c verwechselt würde, ergäbe sich c - e - g: also ein einfacher C-Dur-Dreiklang).

...zur Antwort
Weitere Inhalte können nur Nutzer sehen, die bei uns eingeloggt sind.