Ich habe in letzter Zeit viel Angst vorm Tod. Ich lese, dass viele Menschen gelassener damit umgehen können, wenn sie ihre Träume gelebt haben. Nur, ich habe keine Träume.
Das war schon vor Jahren so, als wir bei einem Schulprojekt über unsere Träume sprechen sollten: Ich hatte keine.
Mir gefällt es immer so, wie es momentan ist.
Ich bin 20 und wohne noch bei meinen Eltern. Und am liebsten kuschel ich halt mit meinen Eltern. Eine Freundin möchte ich momentan gar nicht. Das klingt vielleicht komisch, aber ich hänge momentan noch sehr an meinem Teddy, den ich schon immer habe und liebe ihn über alles. Und ich habe beste Freunde, mit denen ich viel mache.
Und ich bin so dermaßen glücklich damit. Das Studium mache ich, weil man halt was machen muss. Aber am liebsten würde ich jeden Tag was mit meinen Freunden machen und abends mit meinen Eltern und meinem Teddy kuscheln. Und mein größter Traum ist, dass das alles für immer und ewig genauso bleiben kann wie jetzt.
Und während ich das hier schreibe, laufen mir schon wieder die Tränen herunter, weil das natürlich nicht so bleiben kann. Irgendwann bin ich tot und dann ist jedes Gefühl für immer und ewig weg und da bekomm ich wieder total Angst.
Aber ich hab sonst keine anderen Träume, die ich leben kann. Ich träum von keiner großen Reise. Ich träum von keiner großen Sex-Orgie. Ich hab keine Ahnung, auf was für einen Typ Mädchen ich stehe. Ich hab noch überhaupt kein Interesse an einer Freundin. Ich möchte, dass alles so bleibt, wie es jetzt ist.
Aber wenn ich an den Tod denke, kommt wieder die absolute Panik in mir hoch. Und dann möchte ich am liebsten einfach nur noch davon rennen, so als ob ich dem Tod davon rennen könnte.
Ich konnte bereits die letzten Nächte nicht schlafen, weil ich nur noch daran denken muss.
Es ist ein Teufelskreis: Nachts denke ich an den Tod und werde total panisch. Dann denke ich so lange, bis ich akzeptiere, dass ich sterben muss und dass es kein entrinnen gibt. Dann werde ich tagsüber total depressiv und hab keine Lust mehr auf nichts. Hab heute zu meinen Eltern gesagt, dass doch eh nichts einen Sinn macht. Dann hat mich heute meine Mutter wieder aufgebaut und ich habe wieder totale Lebensfreude, aber dafür jetzt wieder totale Angst vorm Tod.