Es stimmt schon, dass Indianer besonders in Filmen oft als doof sprechend dargestellt wurden. Trauriges Beispiel ist die Serie „The Lone Ranger“, wo Indianer Tonto so sprach: „Me Tonto. Me not hurt you.“. Jay Silverheels war immerhin einer der ersten indigenen Darsteller in einer tragenden Rolle. Nur seine Klamotten waren mehr Klischee als alles andere.

 

Manche Dinge und auch die Sprechweise von Indianerrollen sind aber auch durchaus aus dem wahren Leben zumindest motiviert. Ein Beispiel ist das berühmte „Mein Bruder“. Bei machen Stämmen galt es früher als unhöflich den anderen mit seinem Namen anzureden. Hier wurden gerne Verwandtschaftsgrade verwendet. Bei den Reservations-Indianern gilt vielen auch heute noch jeder andere Indianer als „Cousin“. Ganz enge Freunde wurden dann auch als Bruder bezeichnet. Wahrscheinlich wurden Freund aber auch simpel mit „mein Freund“ angeredet. Aber von sich selbst mit Namen und in der 3. Person zu reden ist höchstwahrscheinlich aus der Sprachwelt von Kleinkindern übernommen („Winnetou wird ….“).

 

Wie schon andere schrieben war die Wortwahl natürlich anders! Richtungen werden nicht mit „im Uhrzeigersinn“ angegeben, sondern mit dem Lauf der Sonne. Die Monatseinheit ist tatsächlich der Mondwechsel, was auch sonst? Bei den Lakota wurden die „Monde“ dann nach Begebenheiten ihrer Umwelt benannt: z.B. „When the Geese return“ = etwa April. „Ripening Berries“ = etwa Juni. Lebensalter wurden in Wintern gezählt. Wer wieder mal nen harten Winter überstanden hatte war halt ein Jahr älter. „Er wurde getötet als er 37 Winter alt war“ oder „Es geschah im Mond, wenn die Blätter braun werden.“ dürfte wohl wirklich gesagt worden sein.

 

Ob die „gespaltenen Zunge“ nun echt ist? „Zunge“ bedeutet im Englischen auch „Sprache“. Sicher ist daher auch ein Problem beim „indianischen Deutsch“, dass indianische Ausdrücke erst ins Englische und dann ins Deutsche übertragen werden. Da schleichen sich sicher noch mehr Ungereimtheiten ein.

 

Wie auch immer: solche Probleme der irrealen Darstellung entstehen oft, wenn unwissende Leute mit Ignoranz der Menschen, die sich damit auskennen an solche Dinge herangehen. Ich selber interessiere mich zwar sehr für Themen über und vor allem mit Indianern, aber von mir kriegst Du’s auch wieder nur aus 2. Hand.

 

Wenn Dich ein gutes Bild von indianischer Lebensweise interessiert konsumiere indianische Werke:

 

Zum Beispiel Bücher:

* Sherman Alexie (Spokane/Coer D’Alene, *1966): neuzeitliche Romane und Kurzgeschichten, die alle mehr oder minder vom Leben der Reservatsindianer erzählen. Einige in Deutsch, alle natürlich auch in Englisch.

* Dr. Charles A. Eastman (Dakota, *1834? 1838? oder so): Indianer bis zum 15. Lebensjahr, danach von seinem Vater zu einem Leben unter Weißen gedrängt. Wurde Arzt und versorgte die wenigen Überlebenden von Wounded Knee. Er hat seine Erfahrungen in sehr spannenden Büchern festgehalten, auch seine Autobiographie. Einige wurden in Deutsch übersetzt, mehr gibts in Englisch.

* Joseph M. Marshall III (Lakota, * 1933): eine wunderbare Insider (!) und meiner Meinung nach die beste Biographie über Crazy Horse. Derzeit nur in Englisch erhältlich.

 

Musik:

* Jim Boyd und Sherman Alexie: Reservation Blues

* Firecats of Discord: Band von Weltklasseschauspieler Wes Studi (Cherokee)

 

Filme:

* Smoke Signals, Regie Chris Eyre (Cheyenne/Arapao?), nach Kurzgeschichten von Sherman Alexie (an dem kommt bei mir keiner vorbei  ;-)  D & E (deutsch + englisch)

* Tanz mit einem Mörder / Dance me outside, D & E

* Dreamkeeper, wunderbare indianische Sagen und Fabeln eingerahmt in eine ebenso witzige wie bewegende Rahmenhandlung. Also Neuzeit und alte Zeit gemeinsam. Höchst empfehlenswert, aber nur auf Englisch erhältlich

* Bury my heart at Wounded Knee (nur auf Englisch, nach der Autobiographie des Dakota-Arztes Ohiyesa / Charles Eastman)

* Older Than America, Regie Georgina Lightning (Cree)  (nur auf Englisch: Aufarbeitung der Misshandlungen in katholischen Internatsschulen)

* Crazy Horse (nur auf Englisch, 1996 mit Michael Greyeyes, wunderbare Biographie)

* Die Hillerman-Krimis mit Wes Studi und Adam Beach: Coyote waits, Thief of Time und Skinwalkers (nur auf Englisch)

Ach, und natürlich Little Big Man! Chief Dan George als Ald Lodge Skin ist einfach brilliant! Muss man zwar nicht kenne, aber wenn nicht hat man was verpasst!

Und da wäre noch die Kurz-Serie „Into the West“ an der 10 indigenen Berater beteiligt waren. Kommt hin und wieder mal auf Arte oder ist ein wunderbares Geburtstagsgeschenk.

 

Dies nur zur Anregung aus dem, was ich kenne, mag und mir spontan einfällt. Es gibt da noch viel mehr Quellen. Mindestens in den letzten 10, 20 Jahren hat sich da viel getan und es lohnt sich, endlich mal indianischen Insidern zuzuhören!

Hoka he!

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Um Deine Frage zu beantworten: JEIN. Keiner der CanAmerikanischen Schauspieler ist ein wirklich großer Star. Viele von Ihnen hätte es verdient. Viele kennt man hier eher vom Sehen her, als mit Namen. Ich rede jetzt nicht von den Stars mit der berühmt-berüchtigten Cherokee (Ur-) Großmutter, sondern den Vollblut Indianer Darstellern. Die ersten 5 auf meiner Liste sind absolute Weltklasse und vielen sicher durch ihre Rollen bekannt:

Graham Greene, Oneida (Strampelnder Vogel aus „DMDWT“, Indianer in „Maverick“ mit Mel Gibson)

Chief Dan George, Tsleil-Waututh (Old Lodge Skins in „Little Big Man“ mit Dustin Hoffman)

Will Sampson, Muskogee („Einer flog über das Kuckucksnest“, Serie „Vegas“)

Adam Beach, Ojibwa (Ira Hayes in “Flags of our fathers”, Navajo Funker in “Windtalker”, Victor in “Smoke Signals”)

Wes Studi, Cherokee („Geronimo“, Magua im „Letzen Mohikaner“ mit D.D. Lewis, und Pawnee im „Costnerschen Wolfsepos“, in „Broken Chains“ mit Pierce Brosnan)

Tantoo Cardinal, (Schwarzer Schal, Frau von Strampelnder Vogel im „Wolfstanz“, Indianermutter der Nation in vielen vielen anderen Filmen wie z.B. Smoke Signals)

Rodney Gran (Wind in seinem Haar im „Wolfstanz“, „Lakota Moon“

Floyd Red Crow Westermann (Zehn Bären in „Wolfstanz“, „Renegades“, „Akte-X“-Folge)

Jimmy Herman (Steinkalb, in „Wolfstanz“, der Dunbar erklärt, wie sich ein Lakota verhält)

Russel Means, Lakota (Chingachgook im „Mohikaner“) Erich Schweig, Inuit (Unkas im „Mohikaner“, Joseph in „Broken Chains“ mit Pierce Brosnan)

Gary Farmer (“Smoke Signals”, uvm.)

Don Shanks, Cherokee/Illionois (Nekoma in “Der Mann in den Bergen”, Michael Myrers in “Halloween 5”)

 

Dann gibt es doch noch INTO THE WEST: 9h Western mit allen üblichen Verdächtigen, die der Pool von indigenen Darstellern zu bieten hat, also vielen der bereits genannten plus:

Michaeal Spears und Nathan Lee Chasing His Horse (Beide Lakota) waren die beiden Jungs Otter und Der Viel Lacht im “Wolfstanz”

Zahn McClarnon war auch in “Lakota Moon”

Dann noch: Nathaniel Arcand, Irene Bedard, Gil Birmingham, Jay Tavare, Tatanka Means, Sheila Tousey.... und so weiter und so fort

 

Keiner ist so wirklich ein großer Star. Adam Beach hat allemal das Zeug dazu und versauert statt dessen in irgendwelchen Nebenrollen. Graham Greene sowieso. Leider werden indigene Darsteller immer noch weniger besetzt als andere. Indianer sind im Kino und TV unterrepräsentiert. Greene und George waren Oscar nomminiert. Studi hätte als Magua auch einen verdient. Irgendwie sind die Amis mit ihren Indianern bis heute noch nicht so richtig warm geworden.

 

Wer noch mehr anschauen mag, hier sind ein paar sehr empfehlenswerte Filme mit indianischen Schauspielern:

Little Big Man

Der letzte Mohikaner

Smoke Signals

Broken Chains

Zwei Cheyenne auf dem Highway

Into the West

Dance me outside / Tanz mit einem Mörder

Bury my heart at Wounded Knee (nur auf englisch, nach der Autobiographie des Dakota-Arztes Ohiyesa / Charles Eastman)

Skins (nur auf englisch: Graham Greene und Eric Schweig als ungleiches Brüderpaar in Pine Ridge)

Dreamkeeper (nur auf englisch: Viele wunderbare indianische Fabeln und Geschichten in eine ebenso schöne Rahmenhandlung eingebaut)

Die Hillerman-Krimis mit Wes Studi und Adam Beach: Coyote waits, Thief of Time und Skinwalkers (nur auf englisch)

Older Than America (nur auf englisch: Aufarbeitung der Misshandlung indianischer Kinder in katholischen Internatsschulen)

Crazy Horse (nur auf englisch, 1996 mit Michael Greyeyes, wunderbare Biographie, leider sehr schwer zu beschaffen, aber nicht unmöglich)

 

Ach: und mein absolutes Lieblingsbuch von meinem Lieblingsautor, Spokane / Coer D’Alene Indianer Sherman Alexie: Das absolut wahre Tagebuch eines Teilzeitindianers. (Alexie ist auch der Autor von Smoke Signals) Wie bei den anderen Künstlern: absolute Weltklasse und hier kaum bekannt. Vielleicht hat ja die eine oder der andere Spaß daran diese superstarverdienten Schauspieler, Filme und Bücher kennenzulernen.  :-)

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