Der Osten hat während der DDR-Zeit wirtschaftlich gelitten, während die BRD auf einem Höheflug war. Die USA stärkten das kapitalistische Bollwerk Westdeutschland während Ostdeutschland von den Sowjets erst ausgenommen und dann zum Opfer der fehlerhaften Planwirtschaft und Unterdrückung wurde.
Nach der Wiedervereinigung erhofften sich die Menschen im Osten unterstützung durch die Politik der gemeinsamen Regierung, man erhoffte sich aufzuschließen und den gleichen Wohlstand wie der Westen zu genießen doch wartet in den ländlichen Regionen bis heute vergebens.
Es sind nahezu keine großen Unternehmen im Osten angesiedelt, es gibt mehr Arbeitslosigkeit und der generelle Lebensstandard ist niedriger.
Die Leute fühlen sich von der aktuellen Regierung vernachlässigt und ignoriert und mit der aktuellen Inflation wird das sicher noch um einiges schlimmer. Die AfD verspricht gerade Menschen aus der mittleren und ärmeren Gesellschaftsschicht eine Besserung und ihr Programm entspricht, wenn man es rein wirtschaftlich betrachtet, tatsächlich am ehesten ihren Vorstellungen. Ob das, sollte die AfD tatsächlich gewählt werden auch eintritt ist natürlich eine andere Frage aber das ist zugegebenermaßen bei anderen Parteien nicht besser.
Das Gefühl vernachlässigt und unfair behandelt zu werden ist politisch immer eine riskante Sache und kann oft zu Frust- und Protestwahlen führen. Das Ausschließen der AfD durch andere Parteien und Medien bestärkt deren Image, da sich benachteiligte Bürger nur umso mehr mit der "Underdog"-Partei identifizieren können. Kommt dann noch Angst dazu geht das Wahlverhalten auch gerne in die extreme, das merken natürlich auch die entsprechenden Parteien und eine AfD rückt damit nur noch weiter nach rechts.
Wer Angst vor einem Rechtsruck hat sollte sich Mal ernsthaft fragen, was der Grund dafür ist. Vor 90 Jahren hat man nicht gewählt weil rechts sein gerade so cool war oder weil man hyped auf einen Weltkrieg war, sondern weil eine gewisse Partei dem wirtschaftlich angeschlagenen Deutschland wieder Wohlstand versprochen hat. Auch wenn die Absichten des Regimes damals deutlich zu erkennen waren, war es den Menschen egal, denn es versprach wirtschaftlichen Aufschwung und in Kombination mit geschickter Propaganda und Feindbildern ist es dann passiert.
Wer Leute für ihre Wählen aber nur als dumm bezeichnet und sich im Netz nur über ihre "Blödheit" aufregt anstatt über die Hintergründe zu reden bestärkt genau jenes berüchtigte Feindbild und bietet einen Nährboden für (Rechts-)extremismus und radikale Ansichten aller Art. Geht es den Menschen gut und fühlen sie sich verstanden gibt es keinen Grund, eine stark rechte Partei zu wählen.
Leider machen unsere Politiker und auch viele Medien genau das, selbst die AfD hätte noch zu einem gewissen Grad die Chance zu einer noch einigermaßen milden, rechten Partei zu werden aber die aktuelle Lage verstärkt auch die Parteiinternen Extremismus. Mir ist klar, dass viele die AfD einfach nur loswerden wollen, aber ohne deren Wähler zu besänftigen würde einfach eine andere, ähnliche Partei ihren Platz einnehmen und nicht würde sich ändern.
Leider fehlt es uns allen an Toleranz und Empathie, und wer sagt, dass nur weil Jemand eine AfD wählt, diese Person sowieso dumm und verloren ist, der ist selbst nicht besser.
Eine Partei ist nichts ohne ihre Wähler, das Ziel sollte vielmehr sein mehr auf die Wähler einzugehen und sich ausnahmsweise Mal verständnisvoll anstatt vorwurfsvoll zu zeigen, nicht für die Wahl sondern für die Wähler, deren Situation und den Hintergrund, auch wenn es uns vielleicht leichter fällt uns zu distanzieren, aber das wird nunmal nichts an der Situation ändern.