Hey, Du bist ganz bestimmt nicht der einzige, ich würde sogar sagen, dass recht viele Menschen das in mehr oder weniger starker Ausprägung kennen! Meines Wissens taucht es gern mal um das zwanzigste Lebensjahr herum erstmalig auf, vermutlich auch, weil sich die Fähigkeit des Gehirns zur Empathie (also sich vorzustellen, wie der andere auf das, was ich sage und tue, innerlich reagieren könnte) in dieser Entwicklungsphase noch einmal reorganisiert und deutlicher in Erscheinung tritt. Eine „Nebenwirkung“ der Fähigkeit, sich in den anderen hineinzuversetzen, kann dann auch -genau was Du schreibst- sein, sich zu fragen, ob das, was man sagt, „beim Gegenüber gut ankommt“. Und wenn man sich dann vorstellt, dass „es niemanden interessiert“, was man sagt, kann das schon belastend und verunsichernd sein, sodass man sehr an Spontaneität und Kreativität in der Kommunikation verliert und sich stattdessen immer wieder fragt, ob das, was man sagt, „intelligent, lustig oder interessant“ genug ist. Und schon steckt man in einem Teufelskreis gefangen! Je mehr man sich sorgt, wie das Gegenüber auf die eigenen Worte reagiert, umso weniger unbeschwert wählt man seine Worte und umso weniger hat man das Gefühl, dass die Worte aus dem Bauch heraus kommen und mit den eigenen inneren Überzeugungen und Gefühlen übereinstimmen, sodass man sich sogar fühlt, als würde man schauspielen. Und dann ist es natürlich total unberechenbar und unkompatibel zur eigenen authentischen Identiät, wie der andere auf einen möglicherweise reagieren könnte. Eine knifflige Angelegenheit, aus der es keinen einfachen Weg hinausgibt, aber es gibt einen!
Zwei Dinge können dabei helfen, sich aus diesem Zustand allmählich zu befreien (vorausgesetzt, man zieht sich nicht von der Außenwelt zurück und bleibt täglich in Kontakt mit anderen Menschen, um zu trainieren):
Erstens: versuche Dir bewusst zu machen, dass Deine Vorstellung davon, was Dein Gegenüber von Deinen Worten hält, eine überwiegend subjektive Einschätzung ist! Deinen Worten ist zu entnehmen, dass Du möglicherweise eher dazu geneigt bist, Dir vorzustellen, dass deine Worte beim anderen negative Reaktionen hervorrufen (wie zum Beispiel, dass Deine Worte nicht für interessant befunden werden). Selbst wenn Du vielleicht manchmal nicht so interessante Sachen von Dir gibst, habe ich doch den Eindruck, dass Du in Deinem Urteil über die Reaktion Deines Umfeldes auf Dich zu streng mit Dir bist. Eine mögliche Ursache dafür könnte sein, dass Du (zur Zeit) ein übermäßig selbstkritischer Mensch bist und darum sozusagen automatisch annimmst, dass auch Dein Umfeld mit der selben kritischen Haltung auf Dich reagiert, wie Du auf Dich selbst. Dabei halte ich es für viel wahrscheinlicher, dass die Menschen, die Dich kennen, respektieren und mögen, viel weniger kritisch in der Betrachtung Deiner Worte sind, als Du es vielleicht befürchtest, weil Du eben eigene kritische Maßstäbe für die Beurteilung ihrer Reaktion auf Dich anlegst. So etwas würde man dann „Projektion“ nennen. Vielleicht versucht Du also, um Dir ein bisschen Raum zu verschaffen, zusätzlich zu jeder negativen Hypothese über die Reaktion Deines Gegenübers auch eine positive Hypothese aufzustellen, wie zum Beispiel: „vielleicht findet mein Gegenüber das, was ich sage, gerade uninteressant, aber vielleicht ist er auch neugiereig, was ich noch zu sagen habe, denkt gerade über meine Worte nach oder zweifelt an seinem Standpunkt (etc).“...