Das freut mich für dich, dass sie so entschlossen ist. Ich hoffe, dass ihre Verwandschaft nicht zu viel Stress machen wird und sich irgendwann alles beruhigt. Deine Freundin lebt bestimmt schon seit ihrer Kindheit in Europa, oder? Ich denke es wird in den nächsten Jahren immer häufiger vorkommen, dass auch yezidische Frauen sich gegen den Willen der Familie für einen Mann entscheiden, den sie "sich selbst ausgesucht haben" und den sie lieben; auch wenn er kein Yezide ist. Aber bis das "normal" wird wird noch viel Zeit vergehen denke ich. Ich wünsche euch beiden alles Gute!

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Ich meinte damit die psychische Belastung die wahrscheinlich durch den Mismut der Familie bzw. der Verwandschaft entsteht. Also deiner Freundin wird das bestimmt schon zu schaffe machen, wenn sie von der Familie ausgegrenzt wird oder man ihr immer wieder deutlich zeigt, dass sie "Sünde begangen" hat. Verstehst du wie ich es meine? Aber das ist eben auch von Familie zu Familie unterschiedlich. Die Familienbande haben auf jeden Fall einen viel, viel höheren Stellenwert als hier bei uns. Bei ihnen geht es in erster Linie um das Wohl und die Harmonie in der Gemeinschaft und nicht wie bei uns um das Glück des Individuums; des Einzelnen oder eines (Ehe)Paares. Man "opfert" sich zum Wohle der Gruppe. Aber das wird eben meistens als ganz normal empfunden - was verständlich ist, wenn man es von klein auf nicht anders kennt.

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Ich selbst bin mit einem jesidschen Mann verlobt und wir werden bald heiraten. Allerdings haben wir Glück, denn seine Eltern und der Grossteil seines engeren Familienkreises akzeptieren diese Verbindung. Ich weiss aber, dass das nicht die Regel ist. Meistens wird so eine Verbindung gar nicht gut geheissen und trifft auf grossen Widerstand. Es ist den Yesiden nämlich "verboten" einen Nicht-Jesiden zu heiraten. Sie dürfen immer nur inerhalb der eigenen Kaste heiraten. (Da gibt es 3.) Ich glaube, dass aber so langsam ein Wandel von statten geht und durch das Leben hier in Europa immer mehr bikulturelle Ehen zwischen Jesiden und Nicht-Jesiden zustande kommen; trotz grossem Missmut der Verwandschaft. Ich glaube auch, dass es noch eher bei einem Mann geduldet wird, wenn er eine nicht-jesidische Frau heiratet als andersrum. Aber das überrascht ja auch nichtwirklich.. Auch bei den Yesiden sind eben die Männer die "Oberhäupter" und können sich "mehr erlauben" als eine Frau. Auch wenn ich dazusagen muss, dass ich bisher nie wirklich Unterdrückung der jesidischen Frauen erlebt habe.

Also was die Gefahr betrifft wenn deine Freundin und du heiraten - soweit ich von meinem Verlobten weiss, gibt es nicht diese Verfolgung und physische Gewalt gegen die "abtrünnigen Frauen". Allerdings kann sie sich im schlimmsten Falle darauf einstellen, dass ihre Familie und der ganze "Yesiden-Clan" sich von ihr abwendet und alle über sie tratschen werden und es eine "grosse Schande" für die Familie ist. Diese psychische Belastung ist auch nicht zu unterschätzen, zumal für dieses Volk die Familienbande eine sehr grosse Rolle spielen. Stichwort "Kollektivismus"; guck mal hier: http://www.familienhandbuch.de/cmain/faktuelles/apartnerschaft/s_1434.html ,sehr interessant!

Ich hoffe ihr findet einen Weg zusammen. Ich hoffe, dass es in ein paar Jahren immer "normaler" wird, dass Jesiden eben nicht nur Jesiden heiraten und damit weniger persönliche Dramen stattfinden. Wir sind auf dem Weg dahin - wir sind ein Teil dieser Entwicklung. ;) Alles Gute für euch!!

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