Falls das eine Aufgabe in der Schule ist, dann weise deine Lehrerin bitte darauf hin, den Begriff "Stamm" aus ihrem Vokabular zu streichen!
Die Bezeichnung „Stamm“ gehört ebenso wie „Rasse“ zu einer Reihe von Begriffen, die heute in den Afrikawissenschaften der Vergangenheit angehören. Der Begriff gehörte in den 1970er Jahren zu den klassischen Begriffen der Völkerkunde und liefert die Grundlage für die Bezeichnung Stammesbewusstsein bzw. Tribalismus. ILLIFE (1979) bezeichnet als Stamm eine kulturelle Einheit, die durch eine gemeinsame Sprache, ein einheitliches Sozialsystem und einheitlichem Gewohnheitsrecht gekennzeichnet ist. Die Zugehörigkeit zu dieser Einheit ist primorial und das politische und soziale System beruhen auf Verwandschaftsbeziehungen.
Der Bezeichnung liegt eine klassische objektivistische Sicht zu Grunde. Der Stamm, später wird dieser Begriff durch die Bezeichnung „Ethnie“ abgelöst werden, wird als statisch und durch objektiv vorhandene Gemeinsamkeiten (z.B. wirtschaftliche soziale, religiöse oder kulturelle Eigenheiten und Einheiten) definierbar betrachtet. Die Afrikawissenschaften und andere Disziplinen haben sich heute von dem Begriff distanziert, da die Position in den seltensten Fällen der Realität entspricht. Zudem gilt der Begriff als eurozentrisch und ist negativ belastet, da in ihm eine ganze Reihe negativer Afrika-Konnotationen und Missverständnisse in Bezug auf den Kontinent mitschwingen. Demnach hält sich auch heute noch der hartnäckige Mythos afrikanisch-primitiver Zeitlosigkeit und die Ansicht innerstaatliche Konflikte seien mit immerwährenden und Jahrhunderte alten Stammesfehden zu erklären. Zurückzuführen sind diese festsitzenden Ansichten inklusive des Stammeskonzeptes auf die
Kolonialzeit, in welcher sie den Kolonialherren als Herrschaftslegitimierung dienten.
Seit den 1970er Jahren haben die Bezeichnungen Ethnie oder ethnische Gruppe den Terminus “Stamm” ersetzt. Mit der Begriffsänderung von „Stamm“ zu Ethnie geht auch eine Bedeutungsverschiebung einher. Von der subjektivistischen Position des Stammesverständnisses zu einer konstruktivistischen Auffassung von „Ethnizität“. Den Grundstein zu der Auffassung von „Ethnizität“ als dynamisches und subjektivistisches Prinzip lieferte im Jahr 1969 Frederik Barth mit seiner Theorie der ethnischen Grenzen. Im Zentrum des Ansatzes steht die Frage wie die Menschen sich selbst bezeichnen und abgrenzen. Die Kriterien sind somit nicht objektiv, primordial und statisch, sondern es genügt der die subjektive Ansicht einer gemeinsamen Identität.
Zurück zur Frage... was ein Township ist hat riara in den Grundzügen schon erläutert. Allerdings leben dort heute nicht mehr nur benachteiligte Bevölkerungsgruppen in Soweto, und anderen Townships, hat sich heute eine schwarze Mittel und Oberschicht etabliert, die genau aus dem Grund der Gemeinschaft nicht in die Vororte ziehen wollen, auch wenn sie das Geld dazu haben. Erwähnt werden muss auch, dass die Townshiops in der Apartheidszeit ethnisch getrennt errichtet wurden. Das weiße Minderheitsregime in Südafrika erhoffte sich dadurch ethnische Resentiments innerhalb der schwarzen Bevölkerung zu fördern und dadurch zu verhindern, dass die schwarze Bevölkerung geeint gegen die weiße Vorherschaft vorgehen kann. Gemäß dem römische Prinzip "divide et impera" (Teile und hersche).
Fazit: Man kann nicht sagen, dass Gemeinschaft und Township im Widerspruch zueinander stehen. Im Gegenteil. Der Rückhalt und die Hilfsbereitschaft ist dort im Vergleich zu den Städten und Vororten in Südafrika sehr hoch. Ethnische Zugehörigkeit hat für manche Menschen in Südafrika und anderen Ländern eine hohe Bedeutung, gerade wenn es um den Erhalt der eigenen Sprache oder kulturellen Eigenheiten geht. Daneben hat sich jednschen heute eine distinkte nationale Identität etabliert, die von den meisten Menschen in SA höher bewertet wird.