Hallo,
also du tragst wahrlich eine riesige Last auf deinen Schultern. Hut ab, dass du bis hierhin durchgehalten hast.
Du leidest. Das ist klar. Es tur mir leid, dass du diese Erfahrungen machen musstest bzw. gemacht hast. Es tut mir leid, dass dich niemand beschützt hat. Noch mehr tut es mir leid, dass du von deinem Umfeld keine Unterstützung erwarten darfst.
Schon allein die Tatsache, dass du hier bist, zeigt, dass sie dich nicht gebrochen haben. Leider ist es aber so, dass wir dir hier nicht helfen können. Du brauchst Hilfe, echte, professionelle Hilfe. Deinem Text zufolge kannst du dabei weder auf die Unterstützung deiner Lehrer noch deiner Eltern bauen. Aber die Schule ist m.E. dein kleinstes Problem. Du musst schauen, dass du aus diesem misshandelnden Umfeld raus kommst. Es tut mir leid, dass deine Eltern dir nicht die Liebe geben, die du verdienst, dein Bruder auf diese Weise mit dir umgeht, deine Lehrerin ihren Beruf verfehlt hat. Das ist nicht deine Schuld.
Ich sage das noch einmal und möchte, dass du das verstehst: Es ist nicht deine Schuld.
Dein Problem ist eigentlich ein Haufen von Problemen, die dir andere Menschen bereiten, aus welchen verkorksten Gründen auch immer. Es kann sein, dass sie selber im Leben misshandelt wurden, mit sich unzufrieden sind, sich selbst hassen und das die Welt wissen lassen - aber das ist ihr Problem. Es gibt genug Psychiater und Psychologen, an die sich diese Menschen wenden könnten, wenn sie es nur wollten. Nichts rechtfertigt, dass man so mit der umgeht. Punkt.
Was kannst du tun? Werde dir selbst der Vater, den du nie gehabt hast. Kämpfe für dich und deine Würde. Wende dich an das zuständige Jugendamt, suche dir einen Psychologen, mit dem du reden, dem du vertrauen kannst. Du kannst sowohl über Google als auch über deine Krankenkasse eine Liste von Psychologen in deiner Nähe finden, auf Google findest du auch Bewertungen dieser Psychologen. Manche haben auch eine eigene Webseite. So kannst du dich besser orientieren und den Ansprechpartner finden, der zu dir passt.
Gehe zu deinem Hausarzt, schildere ihm dein Problem und bitte ihn um Verschwiegenheit. Falls dies nicht möglich ist, lass dir eine Überweisung zum Psychologen geben (du brauchst diesen Schein) und gib als Grund Probleme in der Schule oder Stress an, etwas Allgemeines, das nicht viel über deine Situation verrät. Sage weder deinen Eltern noch deinen Eltern Bescheid, sondern gehe deinen Weg und suche dir Menschen, die auf deiner Seite stehen. Es gibt solche Menschen da draußen; Menschen, die dir helfen können und dir helfen wollen. Du musst nur die Hand ausstrecken und um Hilfe bitten. Lass dich nicht abwimmeln, genauso wie ein Vater, der um das Wohl und die Gesundheit seines Kindes kämpft, sich nicht abwimmeln lassen würde. Lass dir, falls dies rauskommt, nichts einreden und keine Schuldgefühle machen. Du hast dich nicht in diese Lage manövriert, sondern suchst einen Weg aus dieser verfahrenen Situation. Und das ist gut so.
Um es ganz direkt zu sagen: Schei* auf alles und alle, höre nur auf deine Seele und nimm dir, was du brauchst; nämlich die Hilfe, die dir zusteht. Wenn es niemanden gibt, der dir im kalten Winter warme Handschuhe überziehen möchte, musst du diesen Part halt selbst übernehmen. Lass dir aber bitte von niemandem einreden, dass das nicht nötig sei. Es ist vielleicht für sie nicht nötig, aber für dich. Und nur darauf kommt es an.
Brich aus diesem toxischen Umfeld aus und bitte um Hilfe. Du wirst sie finden. So finster diese Nacht auch sein mag, es gibt einen morgen und Menschen die deine Hand halten werden, bis die ersten Sonnenstrahlen auch noch die letzten Schatten verjagen.
Du hast es verdient, geliebt, umsorgt zu werden. Du hast es verdient, in einem sicheren Umfeld aufzuwachsen, das dir die Möglichkeit aufbietet, in Sicherheit aufzuwachsen und der Mensch zu werden, der du sein willst. Ist das in deinem jetzigen Umfeld nicht möglich, musst du dieses verlassen, zumal sie dich nicht verdienen, wenn sie so mit dir umgehen. Ich weiß, dass das schwierig ist, dass eine solche Veränderung dir Angst machen kann, dass du mit deiner Loyalität zu deinem Elternhaus haderst, aber Loyalität ist keine Einbahnstraße.
Bitte wende dich an das Jugendamt und an einen externen Psychologen. Du brauchst Hilfe, speziell aufgrund deines Alters und der damit einhergehenden Verletzlichkeit. Man wird dir helfen, dein Leben in den Griff zu bekommen, deinen Abschluss in einem anderen, sicheren und freundlichen Umfeld zu machen und dich in deinen ersten Schritten in ein schöneres Leben psychologisch betreuen und begleiten. Du musst nicht leiden, du musst nicht weitermachen oder allein einen Weg aus dieser unsäglichen Lage finden.
Bitte melde bereite dich vor, nimm in einen kleinen Rucksack, mit, was du mitnehmen willst, und wende dich, wenn nicht schon morgen, dann so schnell wie möglich ans Jugendamt und leite so den ersten Schritt in ein leidfreies Leben ein. Du hast es in jeder Hinsicht verdient.
Ich wünsche dir alles Gute!
PS: Im Internet wirst du sowohl die Adresse als auch die Nummer des örtlichen Jugendamtes finden. Auch dein Arzt kann dir helfen und den Kontakt herstellen. Zur Not kannst du dich auch bei der Polizei melden, telefonisch oder direkt vor Ort. Wenn du nicht willst, dass jemand etwas von deinem Plan mitkriegt, kannst du morgens ganz normal aufstehen und dich für die Schule zurechtmachen, um dann aber zum Jugendamt/Arzt/Polizei zu gehen.