Lieber Heinrich,
Teil1:
Mein Name ist Daniel Neuhaus, ich bin Fachmann für häusliche Gewalt gegen Männer. Mein Engagement ist ehrenamtlich, meine Triebfeder ist meine eigene Betroffenheit, mein Geld verdiene Ich als Mechaniker.
Ich glaube Ihnen – nicht weil ich das aufgrund meiner Tätigkeit als Berater tun muss – sondern weil ich schon hunderte von Fallschilderungen gehört habe. Ihre Schilderung klingt zu 100% glaubhaft.
So nun an die Arbeit. Was Sie beziehungsmässig tun sollen kann ich Ihnen nicht so richtig sagen – jedoch denke ich, dass Sie selbst eine Lösung finden werden, die für Sie stimmt. Ich denke, dass Sie noch keine Kinder haben, sonst hätten Sie diese erwähnt – wenn Sie welche hätten, dann wäre es einiges komplizierter.
Wenn Sie Kinder hätten, dann müssten Sie bei einer Trennung davon ausgehen, dass Ihre Frau das Besuchsrecht zu den Kindern sabotiert. Wenn Ihre Frau dann schon gewalttätig gegen Sie war ist sie es auch gegenüber Ihren Kindern – oft wird das Besuchsrecht in diesem Zusammenhang sabotiert, damit der Vater dies nicht mitbekommt.
Seien Sie auf der Hut!!!
Wie Sie selbst sagen, sind Sie stärker als Ihre Frau und würden niemals eine Frau schlagen. Wie wäre es, wenn Ihre Frau Ihnen mit einer Flasche auf den Kopf schlagen oder sie Sie mit einem Küchenmesser angreifen würde? Ein Konflikt kann sehr schnell eine Eigendynamik entwickeln womit Sie zu Handeln gezwungen wären – oder auch nicht. Schlagen Sie niemals zurück – wehren Sie sich nicht auf eine Weise, die auch nur die geringste Spur am Körper Ihrer Frau zurücklässt.
Warum Sage ich das?
Entweder Ihre Frau provoziert Sie absichtlich – mit dem Ziel, dass Sie schlagen und sie zum Arzt gehen kann. Die Folge wäre, dass Sie höchstwahrscheinlich von der gemeinsamen Wohnung weggewiesen würden und evtl. ein Verfahren wegen häuslicher Gewalt am Hals hätten.
Oder – ein anderes Szenario kann sein, dass Sie eine Messerattacke oder Ähnliches von Ihrer Frau abwehren und ihr eine Ohrfeige dafür verpassen. Es ist keine Seltenheit, dass dann die Frau tief beleidigt, darüber dass sie nicht zustechen konnte, die Polizei anruft. Die Konsequenz ist die gleiche, wie oben schon geschildert.
Übrigens interessiert es die Polizei nicht, dass Sie mit einem Messer Angegriffen wurden – höchstwahrscheinlich wären Sie auch nicht verletzt worden – weil Sie sich gewehrt hätten. Aber dass Sie der Frau eine Ohrfeige gegeben hätten, hätten Sie dem Beamten dummerweise gestanden. Das alleine würde als Tatbeweis ausreichen um Sie von der gemeinsamen Wohnung wegzuweisen – so geht das!
Wie gesagt, dies ist ein Szenario, lehnt sich jedoch stark an die Wirklichkeit. Ob diesem Verhalten von Justiz und Beamten ist man bei Väterorganisationen gelinde gesagt, irritiert!
Grundsätzlich verhält es sich so, dass häusliche Gewalt ganz klein anfängt. Das heisst, dass z.B. psychisch Druck ausgeübt, beleidigt oder den Partner herabgesetzt wird. Das kann bis zu Drohungen und Erpressungen gehen, die dann in körperliche Gewalt mündet. Da was Sie erlebt haben ist in der Gewaltskala das untere Ende – ich habe schon heftigere Fälle erlebt. Wenn Sie jedoch nichts unternehmen, werden Sie auch Bekanntschaft schliessen mit dem oberen Ende – siehe oben.
Kommen wir zur Selbsthilfe: Selbsthilfe ist immer noch die angemessenste Hilfe, Sie können reagieren und sind nicht hilflos. Ziehen Sie Personen ins Vertrauen – denen Sie vertrauen, sprechen Sie offen über Ihre Opfererfahrungen! Suchen Sie die Schuld in erster Linie nicht bei sich – es ist nicht so, dass Sie dies verdient haben geschlagen zu werden.
Seien Sie auf der Hut!!!
Es ist gängiges Muster von Täterinnen, dass die Frau aus Selbstschutz oder Unfähigkeit die Gewalttätigkeit einzugestehen, Sie als Opfer falsch beschuldigt. Das ist kein Fake, das wird mir immer wieder durch Betroffene so geschildert.
Ob Sie sich entscheiden eine Paartherapie zu machen oder sich zu trennen, spielt keine Rolle – Sie sollten sich trotzdem auf eine Trennung vorbereiten. Das heisst, stetig etwas Geld zur Seite legen und zwar ohne Wissen Ihrer Frau! Wichtige Dokumente, auch elektronische Daten, sichern oder extern verwahren. Die Augen und Ohren offen halten um möglichen Wohnungswechsel rasch zu verwirklichen. Das heisst wiederum – sich Gedanken über Möbel, Hausrat, Abonnemente, Versicherungswechsel oder Steuern etc. zu machen.
Warum sage ich das? Ich argumentiere hier nicht für die Luft oder aus der Luft gegriffen!
Eine Frau akzeptiert selten, dass sie von einem Mann verlassen wird. Dementsprechend wird sie möglicherweise gröberes Geschütz auffahren – sie wird möglicherweise Ihnen die Handlungsfreiheit über Ihre eigene Zukunft wegnehmen wollen – wie auch immer sie das anstellen wird. Wenn Sie vorbereitet sind, dann müssen Sie wahrscheinlich weniger unschöne Konflikte ertragen – Konflikte, die mit Sicherheit für Sie von Nachteil sind.
Daniel Neuhaus, Schweiz
Mann als Opfer/häusliche Gewalt gegen Männer
http://www.mann-als-opfer.com