Liebes Forum,

Ich habe ein unwahrscheinliches Bedürfnis danach, alles in meinem Leben unter Kontrolle haben zu müssen. Das schlimme ist aber, dass ich damit bei anderen oft anecke.

Zunächst zu meiner Kindheit. Auch da hatte ich schon eine Art Zwangsstörung. Wenn meine Mutter mich abends ins Bett brachte, weinte ich, weil die Bettdecke nicht mehr so ordentlich lag wie vorher. War erst beruhigt, nachdem meine Mutter versichert hatte, dass sie die Decke am nächsten Tag wieder gerade hinlegen würde. Eine Zeit lang erzählte ich mir jeden Abend im Bett den Tagesablauf. Wenn ich mich dabei nur einmal versprach oder etwas ausließ, wiederholte ich meine "Erzählung" bis alles perfekt war. Ich hatte als Jugendliche einige Brieffreundschaften. Wenn ich meinte, dass auf dem Briefumschlag nur ein Buchstabe oder eine Ziffer unleserlich sei, warf ich den Umschlag weg und beschrieb einen neuen. Manchmal wiederholte ich die Prozedur bis zu zehnmal.

In meinen Beziehungen hatte ich auch schon viele Probleme wegen meines Kontrollbedürfnisses. Ich hatte eine genaue Vorstellung davon, wie oft man sich in der Woche zu treffen hat. Sogar, wie oft man Sex haben sollte. Dabei legte ich für mich fest, dass ein Paar mindestes zweimal pro Woche intim sein sollte. Ich versuchte es immer genauso zu halten, auch wenn ich gar keine Lust hatte. Wenn der Partner mal eine Woche keine Lust hatte und ich mein gestecktes Ziel nicht erreichen konnte, wurde ich unruhig und missmutig. Einmal provozierte ich mit meinem Ex-Freund einen richtigen Konflikt deswegen. Wir fuhren in den Urlaub und waren am ersten Abend sehr müde von der langen Anreise. Ich aber hatte mir vorher fest vorgenommen, dass wir an diesem Abend auf jeden Fall Sex haben sollten. Er wollte aber schlafen und ich wurde sehr fordernd und auch unfair. Ich warf ihm vor mich nicht zu lieben.

Ein anderes Mal führte ich eine Fernbeziehung, in der ich meinen Freund wegen der großen Distanz nur jedes 2. Wochenende sehen konnte. Das war für mich gerade noch so in Ordnung. Als er aber davon sprach, dass es auch mal sein könne, dass wir uns auch mal nur jedes 3. Wochenende sehen könnten, wurde ich wütend. Ich setzte ihm die Pistole auf die Brust und sagte, entweder wir verbringen jedes 2. Wochenende miteinander oder beenden die Beziehung. Daraufhin trennte er sich von mir...

Ich bekomme auch die Krise, wenn eine Freundin ein Treffen nur um eine Stunde verschiebt oder mich schon früher treffen möchte.

Auch in finanziellen Dingen muss ich alles unter Kontrolle haben. So setze ich mir jeden Monat ein Limit, wieviel ich ausgeben darf. Nicht, weil ich sonst kein Geld mehr auf dem Konto hätte, aber ein bestimmter Betrag darf bei mir nie überschritten werden. Zum Beispiel habe ich für mich festgelegt, dass ich pro Woche nicht mehr als 35 € für Lebensmittel & Hygieneartikel ausgeben darf. Wenn dieser Betrag mal überschritten werden muss, werde ich unruhig und bin unzufrieden.

Ist das eine Zwangstörung? Was ist die Ursache?

LG