Hallo LoveAnimal20,
deine Geschichte weckt ein paar schmerzhafte Erinnerungen in mir, daher würde ich gerne, obwohl die Frage bereits ein paar Tage älter ist, meinen Senf dazu geben.
Ich hatte vor 15 Jahren, mit neun, eine Nahtoderfahrung, durch eine nicht erkannte Herzmuskelentzündung. Seitdem habe ich eine Linksherzinsuffizienz. Also eine Herzschwäche.
Durch Klinikaufenthalte und generelle Fehlzeiten habe ich zwei Jahre meiner Schulzeit verloren und musste nachholen, nachholen, nachholen... Durch meine Krankheit war ich auf der weiterführenden Schule schließlich immer der älteste in der Klasse und habe obendrauf noch eine Sonderbehandlung bekommen. In den Augen anderer Kinder zu "meinem Vorteil".
Deshalb wurde ich fast meine gesamte Schulzeit deswegen gemobbt. Daher hatte ich in der Schule also das Mobbing, welches mir klar gemacht habe, ich sei anders und passe nicht in die Gemeinschaft. Zuhause war hingegen meine Familie, die von der ganzen Geschichte ebenfalls getroffen war und an dessen Leid ich mir immer die Schuld gab.
Ich habe also genau das gemacht, was man eigentlich nicht tun sollte: ich habe mich zurück gezogen und abgekapselt. Irgendwann im Laufe der letzten zehn Jahre habe ich dann auch irgendwann Depressionen entwickelt.
In dieser Zeit hab mir jedoch besonders die Musik Halt. Seit ich drei Jahre alt bin, spiele ich Klavier. Schon vor der Krankheit habe ich viel geübt -seitdem aber noch viel mehr. An freien Tagen, gab ich das Instrument oft nur zum Essen verlassen. Ich habe mich stundenlang in die Musik reingestürzt und das Klavier "benutzt" um auszudrücken, was ich nicht sagen wollte oder auch einfach nicht mehr konnte (ich gab mir ja die Schuld daran und wollte niemanden mit meinen Gefühlen belasten).
Über die Musik lernte ich dann, mit 18 Jahren, die Person kennen, die mich aus meinem Loch wieder hervor geholt hat: meine Freundin (so Klischeehaft wie es klingt). Sie ist eine brutal ehrliche und direkte aber unheimlich treue und liebevolle Person. Das hat sie bereits bei unserem ersten Aufeinandertreffen unter Beweis gestellt.
Sie hat mich dazu gebracht den Wert in mir selbst wieder zu erkennen und zu schätzen. Und sie brachte mich dazu mir professionelle Hilfe zu suchen, damit ich mit all dem klar komme. Ohne diese, hätte sich vermutlich nur wenig für mich geändert. Aber auch mein, dadurch neu gewonnener, Freundeskreis half mir.
Ich bin jetzt 24 und habe nach wie vor psychische und physische Probleme durch meine Erkrankung. Aber ich kann damit umgehen und versuche mir nicht mehr so viel zu Herzen zu nehmen. Musik mach ich auch jetzt noch immer... Mittlerweile aber nicht mehr als "letzten Ausweg".
Ich hoffe, meine kleine Geschichte kann dir vielleicht einen kleinen Denkanstoss geben.
LG Headwriter