In Deutschland werden ca. 4 Millionen sog. funktionale Analphabeten geschätzt. Wenn Du bei den letzten Pygmäen fern der sog. Zivilisation aufwächst, dann kannst Du nicht lesen, weil Du es nie gelernt hast, dann bist Du ein Analphabet. Bei uns geht man aber im Laufe seines Lebens über 10.000 Stunden in die Schule. Wer dabei Lesen immer so erlebt, dass er es NICHT MEHR SEHEN KANN, ist ein funktionaler Analphabet. Das heißt er könnte schon, aber seine frustrierten, gekrönkten, verletzten, TALENTE wheren sich dagegen, es zu tun. Solche Leute lernen dann z.B. alle Fragebogen für die Führerscheinprüfung auswendig, um das Kreuz an der richtigen Stelle zu machen. Das ist eine Leistung die mindestens hundertmal aufwendiger ist, als diese an sich doch ganz netten 26 Buchstaben zu lernen. Es liegt also garantiert nicht an Dummheit, wenn sie nicht lesen; jedenfalls nicht an Lesedummheit.
Die Dummheit, die sie begehen, ist, dass sie sich ein Leben lang irgendwelchen demütigenden Erlebnissen unterordnen: "Die Lehrerin hat ja schon in der 1.Klasse gesagt, ich lerne das nie! Für meine Fehler hab ich immer auch noch Strafarbeiten machen müssen - ich will nie mehr etwas damit zu tun haben!"
Als Ich-kann-Schule-Lehrer habe ich davor keinen Respekt. Ich würde stets ganz offen diese Talente bewundern und vielleicht sogar (mit freundlichem Unterton) zu ihnen direkt sagen: "Ich verstehe nicht, wie man mit so feinfühligen, wirklich intelligenten Talenten wie Euch nicht an die Spitze aller Leser und Schreiber rückt. Ihr seid doch echt stark! Ihr habt Lebenserfahrung! Ihr habt soviel potentielle STÄRKE. Man müsste Euch doch bloß mal ein wenig Achtung und Interesse und Bewunderung zu essen geben, dann geht Ihr doch ab wie eine Rakete. ......"
Der Ich-kann-Schule-Satz 2008 sagt, wie man vorankommt: "Wenn ich deine Talente BESSER behandle als du, mögen sie mich und folgen mir lieber als dir." Jedes Kind braucht also im Grunde nur einen Menschen, der seine geschwächten Talente als die liebt, die sie WERDEN KÖNNEN. Wenn wir die Geistes- und Seelenkräfte stärken, dann wächst der betroffene Mensch nicht nur über das eine Problem sondern über alle Probleme derselben Größordnung hinaus.
Wenn Kinder nicht lesen lernen, ist das für mich als Ich-kann-Schule-Lehrer immer das Zeichen dafür, dass es nicht einen einzigen Menschen im Leben des Kindes gibt, der selber vom Lesen begeisert ist und es durch sein gutes Vorbild mitreißt. Es braucht also zur Lösung des problems nur 1 Menschen: Der kannst Du sein. Guten Erfolg!
Franz Josef Neffe