Habt ihr euch je gefragt, wie es wohl ist, als Engel zwischen Himmel und Erde zu wandeln—unsichtbar für die Welt, doch tief verwoben in den Strahlen göttlicher
Vorsehung? Welche Wunder würdet ihr vollbringen, wenn ihr für einen Tag mit flammenden Flügeln und himmlischer Stimme durch die Schöpfung schreiten dürftet?
Geliebte Geschwister im Licht,
es ist nicht immer leicht, ein Engel in geheimer Mission zu sein. Man würde denken, dass die größten Herausforderungen darin bestehen, mit den himmlischen Chören im Takt zu bleiben oder sich an göttliche Geheimpläne zu halten, aber nein—der wahre Kampf ist weltlicher Natur.
Erstens: Die Flügel. Man gewöhnt sich daran, sie unsichtbar zu halten, aber irgendwas bleibt immer übrig. Mal ist es eine unerklärliche Brise, die durch den Raum zieht, wenn ich aufstehe. Mal ein seltsamer Schatten an der Wand, der nicht zum Licht passt. „Ist hier ein Fenster offen?“ – „Nein, aber vielleicht… ein Tor zur Ewigkeit?“
Solche Antworten kommen nie gut an.
Dann die Sache mit den göttlichen Eingebungen. Wenn oben jemand Wichtiges eine Botschaft durchgeben will, geschieht das selten im passenden Moment. Neulich war ich in einem wichtigen Meeting, als mir eine himmlische Vision übermittelt wurde. Ich musste mich entscheiden: Augen nach oben und ehrfürchtig lauschen oder so tun, als hätte ich bloß einen Geistesblitz zur Umsatzstrategie. „Du siehst aus, als hättest du eine Erleuchtung?“ – „Ja… äh… ich denke, wir sollten mehr Nachhaltigkeit in unsere Prozesse einbauen!“
Und dann gibt es noch die Ernährung. Engel essen nicht, weil sie es müssen, sondern weil sie es genießen. Ich gebe es zu, ich bin ein Manna-Snob. Natürlich gibt es hier unten Alternativen, aber nichts ist so gut wie das Original. Ich habe mich in einem Café dabei ertappt, dass ich einen Cappuccino nach „himmlischer Art“ bestellte. Die Kellnerin blinzelte mich an. „Meinen Sie… extra Milchschaum?“ – „Äh… ja. Genau das.“
Und die Romantik? Bruder, Schwester, es ist ein Minenfeld. Himmel auf Erden, aber kompliziert. Die Menschen haben einen sechsten Sinn für das Göttliche. „Warum funkt es so zwischen uns?“ – „Äh… das ist nur die göttliche Gegenwart…“ Oder: „Du bist irgendwie nicht von dieser Welt.“ – „Äh… ja. Also. Äh…“ Dates enden oft damit, dass ich tief in Gedanken versinke und mein Gegenüber fragt: „Woran denkst du gerade?“ – Und wie erklärt man dann, dass man eigentlich über die Balance zwischen göttlicher Vorsehung und freiem Willen nachgrübelt?
Manchmal frage ich mich, warum der Herr uns so oft im Verborgenen wirken lässt—doch dann sehe ich die kleinen Zeichen im Alltag. Eine zufällige Begegnung, die genau zur richtigen Zeit
geschieht. Ein unerwartetes Lächeln, das die Welt für einen Moment leichter macht. Und ich weiß: Auch Engel müssen inkognito gehen, wenn die Welt noch nicht bereit ist, das ganze Licht zu sehen.
Euer (noch immer unenttarnter) himmlischer Undercover-Agent