Akzeptanz vs. Etikettierung?

Ich muss hier leider etwas weiter ausholen um meinen Standpunkt klarzustellen.

In der Debatte um Geschlecht und Identität fragen wir uns oft, ob es wirklich nur zwei Kategorien gibt: Männer und Frauen. Aber eigentlich stimmt das nicht wirklich: Schon immer wurde irgendwie subtil anerkannt, dass das Geschlecht ein Spektrum ist, auch wenn diese Bezeichnung damals noch nicht gebräuchlich war, so sprach man z.b. von "Mannsweibern". Jeder von uns hat ein biologisches Geschlecht, das sich nicht ändern lässt, doch das bedeutet nicht auch, dass wir uns zwangsläufig stereotyp verhalten oder einem bestimmten Erscheinungsbild entsprechen müssen. Natürlich muss man irgendwie in einer Gesellschaft zurechtkommen in dessen Norm man vll nicht passen mag, das ist nicht immer einfach - sicherlich. Gehört aber zur selbstakzeptanz irgendwo dazu.

Nicht binär also? Ändert der Begriff die Realität? Ist es nicht viel wichtiger, das Anderssein grundsätzlich zu akzeptieren, anstatt von anderen zu verlangen das eigene Empfindne als Realität anzuerkennen? Und erschafft das nicht einfach nur neue Probleme, die sogar dennen ähneln die man eigentlich lösen wollte?

Es sind letztlich lediglich neue Schubladen, die wir aber anders gestalten, jedoch keine wirkliche Lösung für das eigentliche Problem. In medizinischen Fachkreisen wurde beispielsweise die Bezeichnung "Geschlechtsidentitätsstörung" in "Geschlechtsdysphorie" geändert. (siehe ICD) Meiner Ansicht nach geschah dies aus politischem und/oder Gesellschaftlichen Gründen und nicht aus medizinischen (du wirst mir hier sicherlich nicht zustimmen - aber seis drum) Dadurch wird die Geschlechtsdysphorie nicht länger als psychische Störung angesehen, sondern als ein "Zustand mit Bezug zur sexuellen Gesundheit" - was auch immer... Wir stecken es also einfach in eine andere Schublade, die Realität geändert hat sich aber nicht.

Meine Frage ist einfach: Wenn es, wie meist betont wird, keine psychische Krankheit ist, warum können wir uns dann nicht einfach so akzeptieren, wie wir sind? Warum müssen wir uns in Gruppen organisieren und von anderen Akzeptanz fordern, während wir selbst unsere eigene Identität nicht wirklich Akzeptieren?

Aus meiner persönlichen Perspektive handelt es sich hierbei um eine psychische Störung (Wie im DSM) Auf gewisse Weise leugnen wir die Realität und erwarten dann, dass andere dies akzeptieren und ebenfalls leugnen. Wenn die Definition letztendlich darauf hindeutet, dass eine starke psychische Belastung vorliegt, weil man sich selbst nicht so akzeptieren kann wie man ist dann die Lösung aber ist wie einem an Verfolgungswahn leidenten zu sagen: "Ja, sie sind wirklich hinter dir her" dann führt das nicht wirklich zu einem Sinnvollen Ergebniss oder? Ist das nicht ein weglaufen vor der Realität?

Also stehen wir vor der Entscheidung, unserer eigenen Vorstellung und Traumwelt nachzugeben oder die Realität zu akzeptieren. Warum scheint der erste Weg der vermeintlich bessere zu sein? Oder ist es nur einfacher?

Liebe Grüße

Liebe, Sexualität, Geschlecht, Psyche, Transgender, LGBT+
Weitere Inhalte können nur Nutzer sehen, die bei uns eingeloggt sind.