Alle Wissenschaften liefern "Kenntnisse", die Philosophie "Erkenntnisse", dh Zusammenhänge. Ihre Methode gibt ein hohes Abstraktionsniveau, aber weniger durch die Antworten auf ihre Fragen, als durch den Scharfsinn der Fragen selbst, daher sie früher an der Universität als Grundstudium den andern großen Wissenschaften voraus ging, um denken und abstrahieren zu lernen; außerdem daß die moderne Wissenschaft die Einsichten der früheren Philosophen in Geist, Körper, Seele bestätigt hat. - Sie philosophiert auch über Gott und Religion, ist aber selbst keine Religion, sondern nüchternes Erkennen! In ihrem Anfang, sagt Aristoteles, steht das "Staunen", die Verwunderung über Alles, was uns umgibt, daher auch jedes Fach seine eigene Philosophie nach sich zieht, als Rechtsphilosophie, Geschichtsphilosophie, Religionsphilosophie, Wissenschaftstheorie usw. Sie ist universal, und war selbst schon in der Antike Voraussetzung zB auch zum Rhetorikstudium oder Rednerberuf, "denn Keiner", sagt Cicero, "kann gut reden, der nicht gut denken kann."