Aus Euren Schilderungen glaube ich zu hören, dass ihr sehr gute Eltern seid, die nur das Beste für Ihren Sohn wollen. Vielleicht seid Ihr auch Eltern, die deshalb in der Vergangenheit sehr belastbar waren, im Umgang mit den Problemen, vor die Euch Euer Kind gestellt hat. Und vielleicht ist auch bei Eurem Sohn angekommen, dass er Eltern hat, die ihn im Notfall nicht sitzen lassen. Er kann sich auf Euch verlassen. Und wohlmöglich verlässt er sich dadurch zu wenig auf seine eigene Lebenstüchtigkeit. Aber alles nur - vielleicht. Doch denken wir es zu Ende:
Ein Verlierer ist nicht der, der auf die Nase fällt, sondern der, der liegen bleibt!
Manche Eltern sind so sehr engagiert, dass sie beim kleinsten Stolpern bereit sind, ihr Kind vor dem drohenden Sturz zu retten. Doch wie soll er dann das Aufstehen lernen?
Alle Eltern wissen, wie schwierig es ist, den Kindern auch ihre Niederlagen im Leben zuzutrauen. Und vielleicht ist das die schwierigste Form elterlicher Liebe: Auszuhalten, dass das eigene Kind sich auch eine blutige Nase holen kann.
Ich denke deshalb, dass der drohende Rausschmiss auch etwas ist, wo Ihr Eurem Sohn in Liebe auch zumutet, Eigenständig und Selbstständig werden zu dürfen.
Ihr wollt ihm nichts verbieten? Das bedeutet zum einen natürlich, dass ihr bereit seid, die Realität anzuerkennen. Ihr könnte ihm vieles nicht mehr verbieten, weil er Euch als achtzehnjähriger in viele Bereiche seines Lebens keinen Einblick mehr gewähren möchte. Mit diesem Schicksal seid ihr natürlich nicht alleine auf der Welt.
Der andere Teil der Wahrheit ist, dass ihr ein Recht habt, Forderungen an Ihn zu stellen, insofern es Euer Zusammenleben betrifft. Ihr könnt für Euren Sohn als Eltern hier sehr wertvoll sein, weil er dadurch auch die Gelegenheit hat zu erfahren, dass in Beziehungen auch Grenzen existieren.
Werdet Euch zunächst gemeinsam als Eltern klar, was ihr von ihm fordert. Und macht Euch Gedanken, wenn er Eure Forderungen nicht erfüllt, wie Ihr gedenkt, Euer Problem zu lösen. Es ist nicht sein Problem, und es ist insofern auch verständlich, dass er es für Euch nicht lösen möchte.
Dieses ist keine Erziehung mehr, es ist ein Akt der Selbstfürsorge, den sich Eltern erlauben dürfen, und der auch in überwiegenden Fällen der Entwicklung der Kinder zu Gute kommt. Also, - nur Mut!
Ich glaube, Ihr werdet vor einer schwierigen Aufgabe stehen, Euren Sohn loszulassen, ihm Verantwortung zu geben und ihm damit zu zeigen, dass ihr ihm zutraut, sein Leben selbstverantwortlich zu gestalten. Und diese schwierige Aufgabe zu lösen, ist Euer Problem und nicht sein Problem. Aber Ihr habt das Recht Euer Problem zu lösen, um dadurch auch Eurem Sohn hilfreich zu sein.
Er wird Fehler begehen. Und er wird die Gelegenheit haben, aus diesen Fehlern zu lernen.
Dies auszuhalten, dafür braucht ihr Unterstützung. Sucht Euch Verbündete, in der Verwandtschaft, oder im Bekanntenkreis.
Auch Erziehungsberatungsstellen können Eltern in solchen Lebenssituationen unterstützen. Besorgt Euch einen Termin, - gemeinsam als Eltern!
Gruß Dodida